: UdSSR legt AKW in Armenien still
■ Erdbebengefahr ist ein zu großes Risiko / In Armenien ist jetzt Energiesparen angesagt
Berlin (apn/taz) - Als Konsequenz aus dem verheerenden Erdbeben in Armenien wird an diesem Samstag der erste Block des Atomkraftwerks Mezamor endgültig stillgelegt. Der zweite Block soll am 18.März folgen. Auch andere Reaktoren in der Region, zum Beispiel in Belojarsk und Nowoworonesh, wurden nach dem Beben abgeschaltet und gehen vorerst nicht wieder in Betrieb.
Das Epizentrum des Bebens, das die Stärke zehn auf der Richterskala erreicht hatte, hatte etwa 100 Kilometer von dem jetzt stillgelegten Atommeiler entfernt gelegen. Der Primärkreislauf des AKW sei für Beben bis Stärke neun ausgelegt, erklärte Kraftwerksdirektor Wartanjan. Es sei während des Bebens nicht beschädigt worden. Man könne jedoch für die Zukunft eine solche Naturkatastrophe „auch in dieser Gegend“ nicht ausschließen. „Auch ein verschwindend kleines Risiko ist in diesem Fall unzulässig“, fügte Wartanjan hinzu.
Der Reaktor soll nach einer Abklingzeit von drei Jahren entseucht werden. Danach wird die Anlage nach Angaben des Kraftwerksdirektors in ein Heizkraftwerk mit Erdgasbefeuerung umgebaut. Aufgrund der Stillegung wird in der Region mit erheblichen Stromengpässen gerechnet. Das Kraftwerk hatte den Strombedarf Armeniens zeitweise bis zu 44 Prozent gedeckt. Die entstandene Lücke soll jetzt durch Stromimporte aus den sowjetischen Nachbarrepubliken und „strikte Sparmaßnahmen“ überbrückt werden. Über die bevorstehenden Schwierigkeiten will Wartajan offensiv informieren. Früher sei das Thema Atomenergie leider absolut tabu gewesen, wodurch „unglaublichen Gerüchten“ über die Gefährlichkeit dieser Technik Vorschub geleistet worden sei.
Der AKW-Direktor hält „seine“ Anlage nach wie vor für eine der sichersten in der Sowjetunion. Deshalb habe er bei der Stillegung ein „bitteres Gefühl“. Andererseits müßten nach einem schweren Unfall 450.000 Einwohner evakuiert werden. Auch die Millionenstadt Jerewan liege nur ein paar Dutzend Kilometer entfernt. Kürzlich sei ein jugoslawisches Transportflugzeug mit Spenden für die Erdbebenopfer nur wenige Kilometer vom AKW Mezamor abgestürzt.
Unterdessen gab Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow am Donnerstag erstmals seit der Katastrophe dem AKW Tschernobyl die Ehre. Laut 'Iswestija‘ führte Gorbatschow Gespräche mit Belegschaftsangehörigen und Bewohnern der Stadt Slawutitsch, die nach dem Unglück April für die Angestellten der Atomanlage und ihre Familien gebaut worden war. Die radioaktive Belastung liegt hier nach Angaben des Regierungsblattes niedriger als in Kiew.
gero
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