: Drupa-Tarife: Schlichtung vertagt
■ Bis jetzt wurde nur der Fragenkomplex über die Sonntagsarbeit verhandelt / „Komplizierte Sachlage“ habe baldige Einigung unwahrscheinlich gemacht, sagte der stellvertretende IG-Druck-Vorsitzende Hensche
Mainz/Berlin (dpa/taz) - In der vierten Schlichtungsrunde über einen neuen Manteltarifvertrag für die rund 165.000 Beschäftigten in der Druckindustrie haben sich am Freitag in Mainz die Tarifparteien unter dem unabhängigen Schlichter, Bundessozialgerichtspräsident Heinrich Reiter, vertagt.
Nach fast vierstündigen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen sagte für die Industriegewerkschaft Druck und Papier (Drupa) deren stellvertretender Vorsitzender Hensche, daß wegen der komplizierten Sachlage am Freitag keine Einigung mehr zu erwarten sei. Am Vormittag sei es um das Thema Samstagarbeit gegangen. Andere umstrittene Punkte seien noch gar nicht behandelt worden.
Nachdem die IG Druck und Papier am Montag ihren Vorstand zur „zentralen Streikleitung“ gekürt hatte, wurden die Weichen in Richtung Streik gestellt. Die Arbeitgeber hatten in der letzten Verhandlungsrunde bereits in einigen Punkten Kompromißbereitschaft gezeigt, allerdings nach Meinung des Drupa-Vorsitzenden Ferlemann zu wenig: Es handele sich um ein „Null-Paket“, meinte er. Der stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche fügte hinzu: „Falls die Arbeitgeber ihr bisheriges Angebot nicht verbessern, sind wir gezwungen, Arbeitskampfmaßnahmen einzuleiten.“ Die Friedenspflicht für den Druckbereich endet am 28.Februar.
Der zentrale Streitpunkt bei den Tarifverhandlungen im Druckbereich ist die Arbeit am Wochenende. Die IG Druck will sie in Zukunft ausschließlich zur Produktion aktueller Zeitungen und Zeitschriften zulassen. Die Arbeitgeber wollen sich die Option für eine Ausweitung der Wochenend- bzw. speziell Sonntagsarbeit auch für andere Druckerzeugnisse offenhalten. Die Arbeitgeber erklärten inzwischen, es könne keine Rede davon sein, daß die Arbeitgeber die Samstagsarbeit ausweiten wollten. Bisher sei die Samstagsarbeit im Tarifvertrag generell für alle Druckereien zulässig, wobei der Betriebsrat ein Mitbestimungsrecht habe. In dem bei der letzten Schlichtungsverhandlung in München vorgelegten Angebot erklären sich die Arbeitgeber bereit, die Arbeit künftig auf Montag bis Freitag zu verteilen. Ausnahmen sollen möglich sein.
Kompromißbereitschaft demonstrierten die Arbeitgeber auch in einer anderen Frage: Sie nahmen die Kündigung der Anhänge zum Manteltarifvertrag der Druckindustrie zurück, in denen die personelle Besetzung der Maschinen geregelt wird. Die Kündigung dieser Regelungen hatte die auf Absicherung ihrer Facharbeiterklientel bedachte Gewerkschaft als besondere Provokation des Unternehmerverbandes gewertet. Schließlich hat der Bundesverband Druck auch signalisiert, er werde entsprechend den gewerkschaftlichen Forderungen zu einem Ausgleich der finanziellen Belastungen der Schichtarbeiter durch die Steuerreform bereit sein. Ferlemann äußerte sich skeptisch über die Einigungsmöglichkeiten im verbleibenden Konflikt um die Wochenendarbeit, obwohl Schlichter Heinrich Reiter „nicht die Waffen strecken“ wolle.
marke
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