: Schielt Justitia?
■ Betr.: „Nachrichten aus den Hochschulen“, taz vom 23.2.89 und „Übertriebene Reaktion“, Leserbrief des Uni-Rektors Timm in taz vom 24.2.
Erste Szene: 1973 - eine Gruppe von StudentInnen blockiert völlig gewaltfrei eine Tür. In der Gruppe steht - völlig passiv und unbeteiligt - Prof. X., mißliebig als wissenschaftlicher Kritiker der Atomenergie.
Folge: Disziplinar- und Strafverfahren gegen Prof. X., in dem ihm bescheinigt wird, er habe zu keiner Zeit irgendeine Gewalt angewandt oder sich auch nur geäußert, jedoch er habe „allein durch seine Anwesenheit die Studenten in ihrem Tun psychisch bestärkt“.
Ergebnis: Disziplinarstrafe von 600,- Mark und Gefängnisstrafe von 4 Monaten, mit Bewährung.
Zweite Szene: 1989 - eine Gruppe von StudentInnen steht in der Nähe der Tür eines besetzten Uni-Gebäudes. Prof. Y., gefürchtet als Anschwärzer der Universität bei möglichen Drittmittelgebern, greift einen Studenten an, der zu Boden geht, laut ärztlichem Attest „Prellungen an Schulter und Hüfte, sowie blutende Hautabschürfungen an der Hand“ erleidet.
Folge: Der Rektor der Universität sieht keinen Grund zu Disziplinarmaßnahmen.
Mit freundlichem Gruß,
Jens Scheer.
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen