: Stadtteilschule am Ende
■ Große Nachfrage nach Förderungsangeboten in Lüssum / LehrerInnen drängen auf Verlängerung der ABM-Verträge / Ehrenamtliche Weiterarbeit ab heute eingestellt
Von heute an müssen über 100 Kinder in Lüssum auf ihren nachmittäglichen Unterricht in der Stadtteilschule verzichten. Der Grund: Von den acht Mitarbeiter
Innen hatten sechs ihre Arbeit Ende letzter Woche eingestellt, nachdem ihre ABM-Verträge bisher nicht verlängert worden waren. Die Stellen der sechs Lehrer
Innen waren bereits zum Ende des letzten Jahres ausgelaufen. In der Hoffnung auf Verlängerung ihrer Verträge hatten sie bis zum letzten Freitag unbezahlt und freiwillig weitergearbeitet. Nun aber wollen sie gegenüber der Behörde auf eine Verlängerung ihrer ABM-Stellen drängen.
1986 wurde die Stadtteilschule in Lüssum gegründet. Seitdem bietet sie Förderunterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch und spezielle Sprachförderkurse für ausländische Kinder an. Bis zum Ende letzter Woche waren dies insgesamt fünfzehn Kurse, an denen etwa 150 deutsche und ausländische Kinder im Alter von sieben bis fünfzehn Jahren teilnahmen. Nun können durch die beiden verbleibenden Mitarbeiter lediglich die Sprachförderkurse für die ausländischen Kinder erhalten werden, die anderen müssen zu Hause bleiben.
Dabei hat sich die Arbeit der Initiative gerade an diesem Ort als besonders notwendig und erfolgreich erwiesen. Lüssum gehört zu den sozial am stärksten benachteiligten Gebieten in Bremen. Der Anteil der Sozialhilfe-EmpfängerInnen liegt in einzelnen Bereichen bei 40 Prozent, der Ausländeranteil ist ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Mit ihrer Arbeit konnte die Schule nach Meinung von Nuh Ates, einem der beiden noch verbliebenen Lehrer, Lern
defizite der Kinder ausgleichen und bei schulischen Problemen Hilfestellungen geben. Darüber hinaus wurde mit den Angeboten ein sinnvoller Beitrag für eine Integration ausländischer Kinder geleistet. Die Nachfrage nach Plätzen in der Nachmittagsschule war in den letzten Monaten immer größer gworden, die Wartelisten wurde immer länger. Immer wieder hatten auch LehrerInnen von den allgemeinbildenden Schulen Kindern die Teilnahme am Stadtteil -Nachmittagsunterricht empfohlen.
Um so unverständlicher ist es den ProjektmitarbeiterInnen, daß ihre ABM-Verträge nun nicht verlängert werden. Aufgrund der unklaren Situation nach der Novellierung des Arbeitsförderungsgesetzes hat das Bremer Arbeitsamt die entsprechenden Anträge zurückgestellt. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, war Ende letzter Woche noch völlig unklar.
Die Stadtteilschule ist 1986 als Projekt arbeitsloser LehrerInnen entstanden und arbeitet in den Bremer Stadtteilen Walle, Hemelingen, Lüssum und Grohn. Die Teilnahme am Unterricht ist kostenlos und freiwillig. Die Kinder sollen ohne den sonst üblichen Leistungsdruck lernen, Projekttage und Einbeziehung der Kinder in die Gestaltung des Unterrichts sind wichtige Bestandteile der praktischen Arbeit. om
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