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Mein Dialog mit der Macht

Laudatio auf Dieter Heckelmann, Präsident der FU  ■ K E I N E M E I N U N G

Gesucht wurde Monika Ertl, Jahrgang '37. Sie erschoß in Hamburg Anfang der 70er Jahre einen südamerikanischen Konsul, der seine Ausbildung bei Klaus Barbie genossen hatte. „Fast Dein Jahrgang“, sagte ich zu meiner Mutter, 50, doch sie kam mir trocken: „Und... soll ich das jetzt auch machen?“ Dabei kann sie gar nicht schießen.

Mein Präsident ist 51. Waage mit Skorpion-Neigung, meint die Eingangskontrolle zur Pressekonferenz. Mein Präsident steht mindestens so weit rechts wie meine Mutter („Deutsche Blinde sind auch Menschen“). Mein Präsident darf als nachgeradezu vollbefriedigender Verwaltungsjurist gelten. Nur daß die Verwalteten zur Zeit nicht richtig mitmachen.

Vielmehr ziehen es die Verwalteten vor, gemeinsam mit ein paar asozialen und obachlosen Jugendlichen, ungewaschenen Haschisch-Spritzern etc. auf dem Campus herumzurandalieren, begleitet von Punkmusik und den Entsetzensschreien der Hausmeister. Fehlt nur noch, daß sie den Leiter der Zentralgruppe FUB, Zegenhagen, Tarnname „Z“, mit Wasserpistolen entmannen.

Da ist zum Beispiel die Erika-Mustermensch-Fakultät, vormals FB 9, Jura. Hier haben die Verwüstungen zum Teil erschreckende Ausmaße angenommen, ganze Hörsäle wurden ihrer Sitzgelegenheiten beraubt, ein harter Kern von 30 bis 40 angehenden Volljuristen denkt sich täglich neue staatszersetzende Parolen aus und notiert diese auf unschuldigen weißen Wänden.

Grund genug für Dieter H., eine Pressekonferenz zu veranstalten und dort eine Referat zum Thema „Ich und die Hochschule“ zu verlesen. 20 Journis, acht Mikros, zwei Kameras, ein Präsident und ein Z. O-Töne:

„Dies ist das Schmerzlichste und Schwierigste seit '68.“ „...Sogar auch einschließlich der Rechtswissenschaft. Wobei die Streikenden beim Repetitor als sehr fleißig beobachtet wurden.“ „Die Gründe für Sachbeschädigung und Gewalt sind vielschichtig.“ Aber Dieter H. ist ein guter Rechter. Von der Polizei kommt der Dialog. „Ein Stück weit Konsens bahnt sich unter den Hochschullehrern an.“ Für nächstes Semester ist ein Beamtenstreik geplant.

Jedoch: „Inkriminierende Dinge müssen beseitigt werden, nicht aber jedwede Malerei.“ Der Verwahrlosung wird entgegenzutreten sein, denn „dies hat nix mehr mit Streik zu tun“. Zumal zahlreiche illegale Schülerversammlungen, begleitet von weiteren Sachbeschädigungen, auf dem Gelände der FU stattgefunden haben.

Der aufgestaute Unmut soll daher renoviert werden. Besetzungsstopp. 65.000 Deutsche Mark Umsatz ist alleine bei den Paragraphenreitern eingeplant, um alles wieder sauber zu kriegen. Ob das gutgeht? Daran mag am FB Jura niemand, keine/r glauben. Darum haben sich die Besetzer zur Eigeninitiative entschlossen, am Dienstag wollen sie mit der Renovierung ihres Dominiums beginnen. Künstler, Kreuzberger und andere perverse Pragmaten (alles natürlich auch in der weiblichen Form) sind - per se - hiermit fristgerecht geladen.

Das Besetzer-Plenum FB Jura an den zuständigen Dekan Schirmer: „Vor diesem Hintergrund werden Sie sicherlich Verständnis dafür aufbringen, daß unsere ununterbrochene Anwesenheit am Fachbereich bis auf weiteres die conditio sine qua non für alle grundsätzlichen Neuerungen an der Universität ist.“

Herr Professor Heckelmann! Nutzen Sie die Chance zum Dialog!

Karsten Dose

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