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„Die Zerstörung des ISI lassen wir nicht zu“

■ Im „Ingrid-Strobl-Institut“ der FU sind die Streikenden Studis nach wie vor aktiv / „Offen“ für alle Gesellschaftsgruppen

„Aktiv den Streik mitgestalten!“ War diese auf unzähligen Flugblättern formulierte Aufforderung in den letzten Monaten auf relativ große Resonanz gestoßen, so macht sich mittlerweile das Gegenteil in den universitären Gängen breit: gähnende Leere allerorten. Nur einige wenige besetzte Institute beleben noch die dahlemische Friedhofsruhe.

Darunter das ISI (Ingrid-Strobl-Institut). Als Alternative zum herkömmlichen politischen Fachbereich OSI (Otto-Suhr -Institut), bieten dort die streikenden StudentInnen auch während der Semesterferien permanent Programm an. Aktuell läuft seit Montag die Frauenwoche. In Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden werden Themen wie Paragraph 218, Magersucht oder Zwangsheterosexualität erarbeitet. Rassismus sowie Frauen und Widerstand sind weitere Punkte, die während der Frauenwoche auf dem Programm stehen. Alle Teilnehmerinnen sollen während dieser Zeit im Ingrid-Strobl -Institut auch schlafen, essen und wohnen können. Das gilt nicht nur für StudentInnen: „Wir wollen die Mitarbeit aller Gesellschaftsgruppen erreichen“, erklärt eine Studentin des ISI. Die Uni solle für jeden zugänglich sein.

Genau diese Forderung liegt dem Projekt „ISI“ auch insgesamt zugrunde. Die wissenschaftliche Aura, die so manchem Otto Normalverbraucher den Weg an die Universität versperrt, wollen die ISI-StudentInnen enttarnen. „Jeder soll bei uns zu aktuellen Themen Stellung beziehen können. Lebens- und Arbeitsraum müssen dabei nicht länger getrennt werden“, meint ein ISI-Student, während er genüßlich in sein Marmeladenbrot beißt. Das hat er sich im ISI-Cafe geschmiert. Dort, im Keller des Institutsgebäudes in der Ihnestraße 22, können auch Nicht-StudentInnen jederzeit ihren Kaffee schlürfen und miteinander diskutieren. „Gerade weil bei uns die Anonymität so groß ist, wollen wir am ISI versuchen, Vereinzelung zu verhindern“, so eine der ISIs. Ihr Motto: Politik ist nicht nur das, was im Rathaus läuft, sondern auch Zwischenmenschliches. Auch das Private ist politisch.

Dementsprechend wohnlich haben sich die StudentInnen im Keller des Institutsgebäudes eingerichtet. Plakate hängen überall, Kerzen stehen auf dem Tisch, im Hintergrund spielt Musik (von den testbildtesters? sezza). Zum Verweilen lädt die Atmosphäre allemal ein. Einzig der Gedanke an eine Räumungsaktion durch das Präsidialamt vielleicht noch in dieser Woche senkt die Stimmung. Jedoch: „Daß hier unser Projekt gewaltsam zerstört wird, werden wir auf keinen Fall zulassen. Schließlich soll's uns auch im kommenden Semester noch geben“, erklärt eine ISI-Studentin, während sie das Anti-Räumungsflugblatt herumreicht.

cb

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