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Rushdie über Roth

■ Salman Rushdie rezensiert Philip Roths Autobiographie „The Facts“. Es ist Rushdies erste ausführlichere Äußerung seit der Morddrohung: hier ein Auszug.

In einem Abschnitt seines Buches schildert Roth, wie er nach der Veröffentlichung von „Goodbye, Columbus“ als Antisemit und Jüdischer Selbst-Hasser beschimpft wurde; in einem anderen berichtet er von einer Konferenz in der Yeshiva Universität in New York, bei der er „entdeckte, daß man nicht nur gegen mich war, sondern mich haßte“. Seine Reaktionen auf diese Behandlung waren - wenn man mir diese persönliche Bemerkung gestattet - dem ähnlich belagerten Autor sehr hilfreich.

Die merkwürdige Lethargie, den einschläfernden Torpor, die den angegriffenen Roth überfielen, habe ich bei mir wiedererkannt; auch die dumme Wut aus Erniedrigung, die ihn zu dem Ausruf treibt: „Ich werde nie wieder über Juden schreiben!“

Als die Wut vorbei ist und er versteht, daß „die massivste Auseinandersetzung meines Lebens nicht etwa das Ende der Beschäftigung meiner Phantasie mit den Juden, geschweige denn meine Exkommunikation, markiert, sondern den wirklichen Beginn meiner Knechtschaft... Diese Gruppe, deren Umarmung mir früher so viel Sicherheit vermittelt hatte, war selbst fanatisch unsicher. Meine Erniedrigung... das war der glücklichste Bruch, den ich haben konnte. Ich war gebrandmarkt“ - auch da scheint er direkt und ganz exakt nicht nur von mir, sondern auch zu mir zu sprechen.“

Observer, 26. 2. 89

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