: Majakowsky-Galerie / Rudolf Schäfer
„Dreigeteilt niemals“ ist zwar ein hübscher Spruch aus längst vergangenen Tagen, nichtsdestotrotz findet er immer mal wieder eine neue Anwendung, wenn man auf Austellungen weisen muß, die in beiden Teilen der Stadt in unterschiedlicher Größe beziehungsweise unterschiedlichen Teilen zu sehen sind.
In der Majakowski-Galerie, betrieben von der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Westberlin, hat man die Möglichkeit, den dritten Teil der Bilder von Rudolf Schäfer unter dem Titel „Menschen und Städte in der Sowjetunion“ zu sehen, die in der Fotogalerie Helsingforser Platz neben „Pferde und Menschen“, „Visages de morts“ eben „Russische Nacht“ heißen.
Der Fotograf Rudolf Schäfer hat seine Bilder teilweise im Auftrag von „Kodak“ gemacht wie die Bildreportage über die Galopprennbahn Hoppegarten, zum überwiegenden Teil hat er Gelegenheiten beim Auslöser gepackt wie vor acht Jahren, als sich ihm die Möglichkeit bot, in der Charite Tote zu fotografieren. Die „Visages de morts“ sind denn auch ein seltenes Beispiel für die Doppelbödigkeit des Mediums, das Augenblicken Ewigkeit verleihen kann, das Trauer und Schönheit vereint, das heimliche Schamhaftigkeit und öffentliche Darstellung verbindet.
In der „Russischen Nacht“ ist Rudolf Schäfer das auf andere Weise gelungen, wenn er nicht das Gesicht des lebenden oder toten Menschen in den Mittelpunkt seines fotografischen Interesses stellt, sondern die zwieschlächtigen Ergebnisse menschlichen Tuns und Treibens, das Zerstörungen von übermenschlicher Schönheit und ebensolchen Entsetzens hervorbringen kann. Beide Seiten der Medaille aber bergen, ob man es nun will oder nicht, immer noch ästhetischen Reiz, wenn es doch eigentlich zum Heulen wäre.
Die Reportage über die Menschen und Pferde auf der Galopprennbahn wiederum zeigt, wie distanziert sich ein Fotograf seinen Objekten auch nähert, es kann ihm doch nicht gelingen, so fern zu bleiben, weil man sich auf die Menschen einlassen muß, um sie so zeigen zu können, wie sie wirklich sind.
Wer den sehenswerten Katalog für 30 DM erwirbt, tut in Ost und West ein obendrein gutes Werk. In West-Berlin kommen die Einnahmen der Erdbebenhilfe zugute, in Ost-Berlin zu je einem Drittel ebenfalls der Erdbebenhilfe, zu weiteren Teilen einem evangelischen Kindergarten und der dortigen jüdischen Gemeinde.Qpferdach
Majakowski-Galerie, Qdamm 72, Di-Fr 14-17, bei Veranstaltungen bis 19 Uhr, bis zum 31. März
Fotogalerie Helsingforser Platz, 1034 Berlin, (Bahnhof Warschauer Straße), Di-Fr 11-19 Uhr, Sa 10-13 Uhr, bis zum 11. März
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