: Zum Abschied eine Champagner-Wette
■ Vor seinem Rücktritt gab Senator Starnick seinen Nachfolgern noch ein unfertiges „Innenstadtkonzept“ mit auf den Weg
Gewissermaßen als Vermächtnis einer vorsorgenden Stadtentwicklungspolitik für seine Nachfolger hat Stadtentwicklungssenator Starnick gestern in der letzten Minute seiner Amtszeit noch den Rohentwurf eines neuen „Innenstadtkonzepts“ vorgestellt. Scheinbar unverdrossen von dem sich vollziehenden politischen Wechsel zu Rot-Grün sprach der Senator von einer „Handreichung“ zur Koordination der bezirklichen Bereichsentwicklungsplanung. Der zusammen mit dem Beirat für Stadtgestaltung gefertigte Konzeptentwurf solle hauptsächlich einer weiteren Verdrängung der angestammten Wohnbevölkerung aus der engeren City entgegenwirken. Dazu habe man „Entwicklungspotentiale“ in deutlich untergenutzten Bereichen am Rande der Innenstadt aufgelistet.
Mit der Ausweisung dieser Schwerpunkte werde vor allem die Ansiedlung von „Kopf-Stellen“ der Wirtschaft des In- und Auslandes „in erstklassigen Lagen“ angestrebt, so dagegen des Senators Planungsreferent Bernd Faskel in einem Zeitschriftenaufsatz. Wie schon im letzten Herbst nannten Faskel und Starnick erneut in erster Linie die Verkehrsflächen als lohnenswerte Objekte planerischer Begierde. Einmal sei eine „Überformung“ des Schöneberger Autobahnkreuzes durch Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe mit überregionaler Ausstrahlung denkbar, schrieb Faskel.
Bestandteile des Konzepts sind laut Starnick auch Ausweisungen für Gebiete, in denen mittels Erhaltungssatzungen die „gewachsene Stadtgestalt“ erhalten werden kann oder in denen es möglich ist, wertvolle bauliche Ensembles unter Denkmalschutz zu stellen. Wichtiges Konzeptanliegen sei aber auch der Erhalt bestehender grüner Stadtbrachen. Ein „Anknüpfungspunkt“ für den scheidenden Senator, seinen Flächennutzungsplan (FNP) womöglich zum letzten Mal als „den grünsten, den Berlin je hatte“, zu loben. Er wette mit jedem um eine Flasche Champagner, daß der beschlossene FNP dies auf lange Sicht auch bleiben werde, meinte Starnick und warnte unter Anspielung auf die absehbare verzweifelte Suche nach Bauland für das neue Wohnungsbauprogramm von SPD und AL vor einer neuen FNP -Diskussion. Seine Prophezeiung: „Jeder, der versucht, das FNP-Paket wieder neu aufzuschnüren, kann sehr leicht sein blaues Wunder erleben, nämlich dahingehend, daß die Diskussion in die andere Richtung losgeht.“
thok
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