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Rushdie

(...) Es ist sehr bedauerlich, daß der Westen den Islam und Khomeini in einen Topf wirft und gegen diesen zu Felde zieht. In dem Buch von Rushdie wird der Islam diffamiert und nicht Khomeini.

Da das Buch eindeutig gegen den Islam gerichtet ist, wird es von allen Muslims der Welt ohne Ausnahme verdammt. Dies weiß Khomeini. Er nutzt die Gelegenheit und verkündet lautstark als angeblicher Beschützer des Islam unter anderem die Ermordung von Rushdie.

Mit der Veröffentlichung des Buches wird der Westen selbst den Nährboden des Aufruhrs im Sinne Khomeinis bereiten. Es wäre klug, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern, aber gleichzeitig Khomeini seine Grenzen zu zeigen. Es gibt eine Möglichkeit, und zwar das Buch aufgrund der Proteste anderer islamischer Staaten nicht erscheinen zu lassen und dabei mit keiner Silbe von Khomeini zu reden.

Sollte das Buch erscheinen, dann sollte man nicht hoffen, daß es nur bei einem eventuellen Protest der Fundamentalisten oder Radikalen bleiben wird, sondern alle Muslime werden energisch dagegen einschreiten, was katastrophale Folgen haben wird und dieser Zustand wird Khomeini sehr gelegen kommen.

Wenn manche von der Gefahr der Durchsetzung der Zensur oder von der Einschränkung der Meinungsfreiheit sprechen, dann sollten sie sich die Ereignisse von Frankfurt vor zwei Jahren in Erinnerung rufen. Damals wurde die Aufführung eines Stückes in Frankfurt verhindert, als Galinski dieses Stück als antisemitisch und als antijüdisch bezeichnete. Damals blieb das Getöse von der angeblichen Gefahr für zivilisierte Völker der Welt aus.

H.El Mochtar

Die Veröffentlichung der „angeklagten“ Passagen aus den Satanischen Versen von S.Rushdie hat für mich als Leser keine Klarheit darüber gebracht, worüber die Moslems sich in ihrem Glauben verletzt fühlen, zumal die Passagen aus ihrem Kontext herausgerissen sind, wie Sie selbst anmerken.

Auf der anderen Seite liegt keine sachliche Stellungnahme von islamischen Gelehrten vor, die den LeserInnen der taz, vornehmlich wohl keine Moslems, die Konfliktpunkte klar dargestellt hätte.

Deswegen scheint es mir, daß die Auseinandersetzung über Rushdies Buch in Ihrer Zeitung hauptsächlich auf den folgenden Punkt reduziert wurde: nämlich auf den Kampf zwischen Kopfjäger und Opfer (zwischen dem „Bösen“ und dem „Guten“). Die sachliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt bleibt somit auf der Strecke.

Ich lehne die Morddrohung von religiösen Fanatikern entschieden ab, die unfähig sind, eine kritische Auseinandersetzung zu führen. Ebenso die emotional aufgeladene Verteidigung des Buches um jeden Preis ohne Rücksicht auf das Anliegen der moslemischen Gläubigen.

Ali Mohamud, Bonn

Ich bin mir nicht sicher, ob Eure Auszüge aus Rushdies Santanische Verse auf der Titelseite eine berechtigte Empörung im „heroischen Pressealleingang“ auf Khomeinis Barbarei ist, oder ob Ihr Euch mal wieder in der Verletzung religiöser Gefühle Andersdenkender profilieren wollt. Seit Eurem Weihnachts-Fauxpas letztes Jahr und diversen anderen Geschmacklosigkeiten, halte ich Euch in dieser Beziehung nicht mehr für glaubwürdig, sondern für infantil und ebenso fundamentalistisch wie manch fanatischen Moslem.

Klaus Sagebiel, Hamburg

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