: Post aus der Moderne
Straßburg ('Geschichte der gegenwärtigen Zeit‘, Nr.133, 2.März, im zweiten Jahr der Freiheit) - Leserbrief: „Ganz ruhig saß ich gestern im Tannzapfen, mein Frühstück einzunehmen, als ich hinter mir zwei Tabakspinner sehr ernsthaft über Staatsangelegenheiten sprechen hörte. 'O Gevattermann, noch eine Bouteille‘, rief
der eine, 'der
Tabak ist frei.
Es lebe die Na
tionalver
sammlung!‘
'Bravo!‘ rief
der andere:
'aber horch,
Isak; wir haben
noch recht sehr
viel Mißbräu
che unter un
sern Perücken,
welche doch
nicht nationali
stisch ist. Du
weißt, Gevat
termann, daß die Nationalversammlung alle Livreen verboten hat, weil sie es nicht haben will, daß unsere Mitbrüder durch solche sackerments Schabrackenkutten von anderen ehrlichen Leuten ausgezeichnet sein sollen. Warum laufen denn noch vor den Leichenwägen die Hanswursten her, mit ihren weißen und roten Ratsbotenröcken, ein Ärmel weiß und der andere rot, wie ein halbgesottener Krebs?‘ - 'Ihr habt recht, Vetter Daniel. Erst gestern hat mich ein Herr aus Deutschland gefragt, warum die Männer nicht auch blau an ihrer Kutte haben? Ich sagte ihm aber, daß dies nicht nationalistisch sein soll, sondern noch von unserer alten, stinkenden Konstitution herrühre, wo sich mancher Mann eine Freude daraus gemacht hat, einen solchen Livree-Rock zu tragen. Meiner Seele Gevattermann! Ich habe bei der Frage des deutschen Herrn einen feuerroten Kopf bekommen.‘ Beide Patrioten waren noch sehr in ihrem Gespräch vertieft, als ich zu meiner Arbeit eilen mußte. Vielleicht treffe ich sie aber nächstens wieder und dann ein mehreres. - Ohne daß ich die Ehre habe, von Ihnen gekannt zu sein, empfehle ich mich Ihrer freundschaftlichen Nachsicht und bin Ihr treuer Waffenbruder.“ (1791) 11.VENTOSE
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