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Sägewerk aufs Dach gestiegen

■ Robin Wood protestierte bei Midgard in Nordenham gegen Tropenholz-Import / Midgard errichtet ein neues Sägewerk, um auf Kosten des Regenwaldes Geld zu verdienen

Besuch aus Hamburg und Bremen erhielt gestern im Morgengrauen die Firma Midgard in Nordenham. 11 AktistInnen von Robin Wood waren gekommen, um gegen einen neuen Firmenzweig der Midgaard zu protestieren. Die Firma nimmt zur Zeit eine Holzbearbeitungsanlage in Betrieb, in der nach Informationen von Robin Wood ausschließlich Tropenhölzer verarbeitet werden soll. „Hände weg vom Tropenholz“, lautete die Antwort der Umweltschützer, aufgemalt auf ein großes Transparent, das sie entrollten, nachdem sie dem Sägewerk mit einer großen Leiter aufs Dach gestiegen waren.

Angesichts des Ausmaßes der weltweiten Zerstörung tropischer Regenwälder, so Robin Wood auf einem Flugblatt, sei die Inbetriebnahme des Sägewerks eine kaum zu überbietende Verantwortungslosigkeit. Wenn die Zerstörung der tropischen Wälder im gleichen Umfang weitergehe wie zur Zeit, seien die Regenwälder in 30 bis 50 Jahren vernichtet. Forderung unter anderem: Die Midgard solle sich auf die Verarbeitung von Holz aus einheimischen Wäldern oder Wäldern der nördlichen Halbkugel beschränken.

„Ein Boykott rettet keinen Quadratmeter Regenwald“, entgegnete, nachdem Robin WoodlerInnen um 10.30 wieder gegangen waren, am nachmittag die Midgard per Presseerklärung. 80 - 90 Prozent der Regenwaldzerstörung würde durch Brandrodung und Holzkohleproduktion verursacht. Daß das mit dem „keinen Quadratmeter“ doch wohl nicht so stimmt, ergibt sich aus einer anderen Zahl, die Midgard selbst nennt. Danach werden

immerhin 5 Prozent der Tropenhölzer an die Holzwirtschaft. Bei einer jährlichen Vernichtung von etwa 400.000 Quadratkilometern Regenwäldern werden nach Midgards Zahlen immerhin 20.000 Quadratkilometer der Holzwirtschaft geopfert. Die Begründung der Midgard, warum sie trotz des

Bekenntnisses „Wir alle müssen den Tropenwald erhalten“ dennoch importiert: „Die Erhaltung der tropischen Wälder ist ein weltweites, existenzielles Problem, das nur durch gemeinsame Anstrengungen von Entwicklungs-und Industrieländern zu löden ist.“

hbk

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