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„Die Leistung der Frau in der Kultur“

 ■  (Auf eine Rundfrage

Zu deutsch: „Die klägliche Leistung der Frau.“

Meine Herren, wir sind im Bilde.

Nun, Wagner hatte seine Cosima

Und Heine seine Mathilde.

Die Herren vom Fach haben allemal

Einen vorwiegend weiblichen Schatz.

Was uns Frauen fehlt, ist

„Des Künstlers Frau“

Oder gleichwertiger Ersatz.

Mag sie auch keine Venus sein

Mit lieblichem Rosenmund,

So tippt sie die Manuskripte doch fein

Und kocht im Hintergrund.

Und gleicht sie auch nicht Rautendelein

Im wallenden Lockenhaar,

So macht sie doch täglich die Zimmer rein

Und kassiert das Honorar.

Wenn William Shakespeare fleißig schrieb

An seinen Königsdramen,

Ward er fast niemals heimgesucht

Vom „Bund belesner Damen“

Wenn Siegfried seine Lanze zog,

Don Carlos seinen Degen,

Erging nur selten an ihn der Ruf,

Den Säugling trockenzulegen.

Petrarcas Seele, weltentrückt,

Ging ans Sonette-Stutzen

Ganz unbeschwert von Pflichten, wie

Etwa Gemüseputzen.

Doch schlug es Mittag, kam auch er,

Um seinen Kohl zu essen,

Beziehungsweise das Äquivalent

In römischen Delikatessen.

Gerne schriebe ich weiter

In dieser Manier,

Doch muß ich, wie stets,

Unterbrechen.

Mich ruft mein Gemahl.

Er wünscht, mit mir

Sein nächstes Konzert

Zu besprechen.

Mascha Kalek

Spiegelbild - Gedichte von Frauen, hrsg. von Rodja Weigand, Wilhelm Heyne Verlag, 110 Seiten, 9,80 DM

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