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„Meine Familie ist die Gang“

■ Zwischen Drogen und Straßenkampf in Los Angeles

(21 Uhr, ZDF) Was hat Derrik - 15 Jahre - empfunden, als seine Freunde mit abgesägten Schrotflinten aus dem fahrenden Auto eine Schießerei anfingen? In Derriks fast noch kindlichem Gesicht spiegeln sich Stolz und Verlegenheit: stolz, weil seine Narben am Hinterkopf nicht zu übersehen sind, und verlegen wird er, weil er spürt, daß anderen Unrecht geschehen ist. Derrik, der sich schon mit neun Jahren in seine Gang hineinprügeln ließ, ist heute einer von 70.000 Kindern und Jugendlichen, die sich in einer Unzahl von ethnischen Cliquen, rivalisierenden Clans und aggressiven Banden zusammenschließen. Der Kampf, wer im Viertel das Sagen hat, ist auch brutaler Kampf um Macht im Drogenmilieu. Vierhundert Morde im vergangenen Jahr gehen auf das Konto der Gangs.

Während die Eltern allzuoft sagen, sie hätten von alledem nichts gewußt, sieht die Polizei in der kalifornischen Filmmetropole keine andere Möglichkeit als zurückzuschlagen. „Sollen auch noch Kindern in die ohnehin schon überfüllten Gefängnisse?“, meint ein Sergeant einer Sondereinheit und plädiert gleichzeitig für noch härteres Durchgreifen. Er verhehlt dabei nicht die Angst bei der nächtlichen Fahrt im Streifenwagen.

Gerhard Müller und Dietmar Westenberger haben Kinder beziehungsweise Jugendliche in den Straßen von Los Angeles beobachtet. „Soll ich denn zuschauen, wie sie sich gegenseitig umbringen?“ fragt Helen Sanchez von der Selbsthilfegruppe „Besorgte Mütter“. Abend für Abend laufen sie durch dunkle Viertel und verständigen sich telefonisch über die geheimen Treffpunkte ihrer Kinder. „Concerned Mothers“ - ein Zeichen liebevoller Hilflosigkeit?

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