: The show must go on
■ Nörvenich-Verantwortlicher verschwieg während des Flugtages Ramstein-Information / „Habe nur an meine Soldaten gedacht“ / Vor Ramstein-Untersuchungsausschuß räumt er Fehler ein
Bonn (ap) - Der Kommodore des Nörvenicher Jagdbombergeschwaders 31 „Boelcke“, Oberst Joachim Hoppe, hat detaillierte Informationen über die Katastrophe von Ramstein nicht hören wollen und trotz des Unglücks mit Zustimmung seiner vorgesetzten Generale den eigenen Flugtag fortgesetzt und abends ein Hallenfest veranstaltet. Vor dem Ramstein-Untersuchungsausschuß des Bundestages erklärte Hoppe gestern, er habe am 28.August um 16.50 Uhr einen Telefonanruf seines Leitungsstabsoffiziers vorzeitig beendet, der auf Anraten der Polizei „den Abbruch der Flugveranstaltung empfohlen“ hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Hoppe nach seinen eigenen Worten „nur“ bekannt, „daß zwei Piloten umgekommen waren“ und von dem Flugzeugzusammenstoß in Ramstein „eventuell Zuschauer betroffen“ waren. Er habe in dem Telefongespräch emotional reagiert, weil die Empfehlung zur Beendigung der Veranstaltung seiner Ansicht nach „nicht Sache der Polizei“ gewesen sei. Erste Informationen über das Unglück habe er in Nörvenich nicht weitergegeben, weil er Auswirkungen auf den eigenen Flugtag befürchtet habe.
Hoppe berichtete, obwohl er gegen 18 Uhr ausführlichere Informationen über die Katastrophe gehabt habe, habe er in Übereinstimmung mit dem wegen seiner Fehlentscheidung in den einstweiligen Ruhestand versetzten Kommandeur der 3.Luftwaffendivision, Generalmajor Rimmek, für die Durchführung eines Tanzvergnügens plädiert. Er habe allerdings angeordnet, daß das Fest „in gedämpfter Form“ stattzufinden habe, erklärte Hoppe, der von seinem Dienstposten in Nörvenich abgelöst und zum Luftflottenkommando versetzt wurde.
„Ich habe bei der Entscheidung mit meinem Divisionskommandeur nur an meine Soldaten gedacht, die dieses Fest verdient hatten. Wir haben versäumt, über den 'Zaun der Kaserne‘ zu sehen.“ Hoppe erklärte, daß sich die Generale Schmitz und Vieth, entgegen ihrer ursprünglichen Absicht, „relativ kurzfristig“ entschieden hätten, den Flugtag vor dem offiziellen Ende zu verlassen, was ungewöhnlich sei.
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