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Frauenfreund Walter Momper

Die SPD läßt Frauen einspringen  ■ K O M M E N T A R

Dumm war es jedenfalls nicht von Walter Momper, den Damen -Joker in letzter Minute aus der Tasche zu ziehen. In Zeiten einer „Jahrhundertchance“ hätte es ein schlechtes Bild abgegeben, wenn der weibliche Teil der Regierungstruppe ausschließlich mit Kandidatinnen von der AL besetzt wäre. Doch bei aller grundsätzlichen Freude bleibt die Skepsis über die Motivation der Genossen erhalten. Ob die Nominierung der Frauen, zu denen wohl jeweils der Mann, sprich der Staatssekretär an ihrer Seite gehören wird, als Aushängeschild oder innerparteiliches Befriedungsinstrument eingesetzt wurde, ist dabei fast sekundär. Zu denken gibt vielmehr, ob das, was nun als Coup lanciert wird, nicht letztendlich die Handvoll neuer SPD-Senatorinnen als zweite Wahl und weibliche Reservearmee dastehen läßt, die einspringt, wenn alle anderen kneifen. Einige der Männer, die für Senatorenposten im Gespräch waren, haben dem Vernehmen nach dankend abgelehnt. Die Frauen scheinen da weniger Angst vor einem Schleudersitz zu haben. Ganz unbescheiden fragt sich frau da, ob nicht auch die SPD -Männer noch etwas mehr Mut hätten zeigen können und den Frauen Schlüsselressorts wie Wirtschaft, Finanzen oder Innenpolitik hätten zumuten können. Doch bei aller Unbescheidenheit sei dem zukünftig Regierenden konzediert, daß er sich zum pfiffigen Politiker gemausert hat. Selbst wenn die Genossen bei dieser Liste nicht mitgezogen hätten, stünde Walter Momper als jemand da, der sich allein durch den Vorschlag zu profilieren suchte. Berlin (West) hat auf jeden Fall eine Botschaft an den anderen Teil der Stadt gesandt: Der rot-grüne mehrheitlich weibliche Senat grüßt die herrschende Gerontokratie im anderen Teil der Stadt.

Rita Hermanns

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