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Saudi-Iranische Fehde um Rushdie in Riad

■ Rushdie zum „Abtrünnigen“ erklärt /ICO-Sitz für Mudschaheddin?

Riad/Berlin (afp/taz) - Anläßlich der Weltkonferenz der islamischen Länder in Riad räumte das saudi-arabische Fernsehen dem iranischen Delegationsleiter Tashkeri 35 Minuten Sendezeit ein, um die iranische Haltung zu den Satanischen Versen des britischen Autors Salman Rushdie kundzutun. Einen Resolutionsentwurf, der die Satanischen Verse sowie deren Autor als „abtrünnig“ verurteilt, verabschiedete der politische Ausschuß der ICO in der Nacht zum Donnerstag. Der Entwurf empfiehlt das Verbot des Buches in den islamischen Ländern und den Boykott der Verlage, die es herausgeben.

Dennoch waren sich Iran und Saudi-Arabien in der Rushdie -Affäre auch am Mittwoch nicht grün. Tashkeri hatte vor der Presse erklärt, sein Land erwarte, daß sich die ICO dem „Gottesurteil“ gegen Rushdie sowie dem wirtschaftlichen und politischen Boykott des Westens anschließe. Saudi-Arabien plädierte hingegen für eine internationale Zusammenarbeit, um die negativen Auswirkungen der Affäre zu begrenzen. Der saudische Außenminister Prinz Saud Ibn Feisal hielt auf einer Pressekonferenz daran fest, daß die ICO ein politisches Forum sei und keine theologische Körperschaft mit der Befugnis, verbindliche Lehrurteile abzugeben. Im übrigen hätten islamische Geistliche in mehreren Ländern in dieser Angelegenheit unterschiedlich geurteilt. Vor allem die Regierung Pakistans drängte auf eine einheitliche und entschiedene Haltung, die jedoch weniger scharf als die iranische ausfallen sollte.

Darüber hinaus bemühte sich Pakistan um die Anerkennung der in Rawalpindi konstituierten afghanischen Übergangsregierung. Zum Abschluß der Konferenz hätten die Außenminister der 46 Teilnehmer-Staaten beschlossen, dem afghanischen Widerstand einen Sitz in der ICO zu geben, hieß es in Riad. Nach wie vor umstritten blieb, ob der ICO-Sitz dem gesamten Widerstand oder nur der Übergangsregierung zugestanden werde. Auch in diesem Punkt driften die Meinungen zwischen Iran und Saudi-Arabien auseinander. Saudi -Arabien, Sudan und Bahrein haben das Kabinett bereits anerkannt.

Iran weigert sich indessen, weil die acht schiitischen Gruppen unterrepräsentiert seien. Erklärtes Ziel der Ministerkonferenz ist die Zusammenarbeit der islamischen Staaten auf religiösem, politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet. Seit 1981 hatte sich die Organisation bemüht, den Golfkrieg zwischen Iran und Irak aufzuhalten. Ein letzter Vermittlungsversuch vor der V. Islamischen Gipfelkonferenz in Kuwait scheiterte an der Haltung Irans.

sl

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