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Türkisch-Kurdischer Dialog

■ Das Bremer Flüchtlingsbüro wollte kurdischen Widerstand an einen Tisch bringen PKK kam, Komkar nicht / Bundeseutscher Sonderknast für sieben Millionen Mark

„Ein türkisch-kurdisch-deut scher Dialog“ hat am Donnerstag abend im Bürgerhaus Weserterrassen begonnen. Gut 50 Interessierte waren auf Einladung des Flüchtlingsbüros Bremen Nord gekommen, um über „Perspektiven des kurdischen Widerstandes“ zu debattieren. Diskussionsleiter war Armin Stolle, Vorsitzender des Unterbezirks Ost der Bremer SPD.

Es sollte ein Gespräch zwi

schen verfeindeten kurdischen Organisationen werden, doch das gelang nur zum geringsten Teil. Stark vertreten war die „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK), doch die Komkar, die Auslandsorganisation der Sozialistischen Partei Türkisch -Kurdistans, war dem Treffen ferngeblieben. Dennoch, so berichtete Thomas Pörschke vom Flüchtlingsbüro, habe sich das Klima zwischen den feindlichen Brüdern gebessert.

Vor zwei Jahren noch wären die Komkar-Leute der PKK aus dem Wege gegangen, weil sie um ihr Leben gefürchtet hätten. Jetzt habe ein Bremer Komkar-Sprecher lediglich erklärt, für gemeinsame Debatten sei die Zeit noch nicht reif.

Der Kampf der PKK gehe bis heute erfolgreich weiter, berichtete ein Mitglied, so daß die Türkei sich hilfesuchend an ihre Nato-Partner in Europa gewandt

habe. Ergebnis: Die Jagd der Polizei auf die PKK in vielen europäischen Ländern. Nicht nur der Mord an Schwedens Ministerpräsident Olof Palme sei ihr fälschlich angehängt worden. Wenn irgendwo Bluttaten unter Kurden vorkämen, hieße es immer sofort bei Presse und Polizei: Das war die PKK.

Aktuelles Beispiel ist der Mammut-Prozeß gegen 14 angebliche PKK-Leute, die seit einem Jahr in der Bundesrepublik in Haft sitzen, weil sie einer kriminellen Vereinigung angehören sollen. Generalbundesanwalt Rebmann klagt sie an wegen Morden an politischen Gegnern, berichtete einer der Verteidiger, der Vegesacker Rechtsanwalt Eberhard Schultz. Noch nie sei bisher gegen eine ausländische Befreiungsorganisation mit dem Paragraphen 129a vorgegangen worden, sagte Schultz. Er schilderte die Isolationshaft, in der die Kurden in verschiedenen Knästen gehalten werden. „Insofern sind die türkischen Gefängnisse humaner“, ergänzte ein PKK-Sprecher, „dort gibt es keine Isolation“. Im Herbst soll der Kurden-Prozeß vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf beginnen. Zur Zeit wird dort noch gebaut. Die Angeklagten bekommen einen bombensicheren, unterirdischen Gerichtssaal und einen hochsicheren zellentrakt. Baukosten: Sieben Millionen Mark.

mw

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