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Wie die Alten sungen,...-betr.: Kommentar "Wagner und Weimar", taz vom 17.3.89

betr.: Kommentar „Wagner und Weimar“, taz vom 17.3.89

Der Kommentar von Klaus Peter Klingelschmidt ist noch um einige Nuancen zu ergänzen.

Das nationalistische Kleinbürgertum, die christliche Gefolgschaft der „Kommunisten-Gefahr-Prediger“ von den Kanzeln halfen mit, was durch eine Analyse der Wahlergebnisse (Reichstagswahlen zwischen 1928 und 1932; vgl.Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, C.H.Beck Verlag) dokumentiert ist. In diesem klerikalfaschistischen Geist verhandelten schon 1932 der Prälat Kass und sein Adlatus Stegerwald (Bayerisches Zentrum) mit dem NS-Reichstagspräsidenten Göring zwecks Bildung einer Koalition der „Nationalen Mitte“.

„Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen“, CDU -Wagner in Rheinland-Pfalz und der CSU-Innenminister Bayerns Edmund Stoiber.

Karl Heinz Klaiber, Würzburg

Wenn ich auch mit der Lehre, die Klingelschmitt aus Weimar zieht, „daß der Rechtsradikalismus nie wieder Fuß fassen darf in den Parlamenten“, durchaus einverstanden bin, möchte ich doch raten, daß er seine halben Geschichtskenntnisse nächstens vor der Abfassung von Kommentaren anhand eines Lexikons überprüft. Denn Belehrungen, die auf falschen Fakten beruhen, können leicht das Gegenteil des Beabsichtigten erreichen.

1. war Papen nicht mehr im Zentrum, als er 1933 in die Regierung Hitler eintrat. Diese Partei hatte er bereits verlassen müssen, als er sich gegen deren Willen 1932 von Hindenburg zum Reichskanzler hatte ernennen lassen.

2. Ohne die tatsächlichen Affinitäten des Zentrums zu den Nazis verharmlosen zu wollen; es ist ein allzu schwarz -weißes Geschichtsbild, den ultrakonservativen von Papen pauschal mit der Zentrumspartei gleichzusetzen. Das ist ungefähr so richtig, wie die CDU-Politik allein aus Todenhöfer-Zitaten zu rekonstruieren.

3. „Die Linken in der Weimarer Republik“ (was per se ein Unsinn ist, denkt man an die haßerfüllte Feindschaft zwischen SPD und KPD) würde ich nicht so pauschal davon freisprechen, „Totengräber der ersten Republik“ gewesen zu sein. Die SPD hat durch die Unentschlossenheit ihrer Führer großen Anteil an den Fehlern, die die republikanischen Regierungen der Revolutionszeit machten, als sie die damals vorhandenen Spielräume nicht nutzten. Und die KPD betrieb von Anfang bis Ende eine rein destruktive Politik, die vor Bündnissen mit den Nazis ebensowenig zurückschreckte wie davor, sich bietende „Jahrhundertchancen“ zu radikalen Reformen (Sachsen, Thüringen usw.) durch realitätsblinden Maximalismus zu sabotieren. Die KPD und die sie steuernde Kominternführung haben nie einen Hehl daraus gemacht, daß sie die Republik nicht wollten, und sich schließlich von der Machtübernahme der Nationalsozialisten glänzende Perspektiven erhofften: „Nach den Faschisten kommen wir.“ (...)

Christian Jansen, Ziegelhausen

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