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Aufsteiger der Woche

Hessen-SPD: Mit Hans Eichel, OB von Kassel, in die 90er Jahre  ■ P O R T R A I T

Von K.-P. Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Noch ist der Name Eichler in Hessen bekannter als der Name Eichel. Doch das soll sich - nach dem Willen der hessischen SPD - schnell ändern: Der 47jährige Oberbürgermeister von Kassel, Hans Eichel, soll nämlich die hessischen Sozialdemokraten 1991 wieder zurück in die Regierungsverantwortung in Wiesbaden führen - als Anwärter auf das Amt des Ministerpräsidenten und als Landesvorsitzender der Partei.

Seit dem Wochenende ist Eichel zwar noch nicht überall geliebter, aber dennoch unumstrittener roter Hoffnungsträger. Die innerparteilichen Querelen nach der blitzschnellen Ernennung Eichels zum Spitzenkandidaten durch den scheidenden, glücklosen Landesvorsitzenden Hans Krollmann (dem die Partei bis heute nicht verziehen hat, daß er 1987 gegen Wallmann verloren hat), sind mit dem Rückzug des Exjustizministers Herbert Günther, des Favoriten der Parteirechten, vorerst ausgeräumt. Der linke SPD-Bezirk Hessen-Süd mit Heidi Wieczorek-Zeul an der Spitze steht geschlossen zu Eichel. Und die Nordhessen aus dem „Börner -Land“ werden sich mit dem langjährigen Kasseler OB abfinden (müssen). Krollmanns Appell an die Geschlossenheit der Partei wird in „Hessisch-Sibirien“ auf fruchtbaren Boden fallen: „Der 'Findungsprozeß‘ muß mit Anstand und ohne Schaden für die Partei ablaufen, damit die Schlagkraft der SPD für die bevorstehenden Wahlen erhöht wird.“ Neue Kandidaten wurden weder aus dem Norden noch aus dem Süden Hessens laut.

Der Kandidat Eichel war ein engagierter Jungsozialist und in Kassel Vater der ersten rot-grünen Koalition in einer hessischen Großstadt. Statt das damals auch von vielen Sozialdemokraten prophezeiten Chaos zu produzieren, das über die nordhessische Metropole hereinbrechen würde, gelang es Eichel - zusammen mit den Grünen - den städtischen Haushalt zu sanieren und eine ökologisch-soziale Politik in Kassel dauerhaft zu etablieren. Das funktionierende „Modell Kassel“ (Grüne) erleichterte auch Eichels „Ziehvater“ Holger Börner 1985 die erste rot-grüne Koalition auf Landesebene.

Der 1964 in die SPD eingetretene Eichel steht für einen „Generationswechsel“ (Krollmann) innerhalb der hessischen SPD und für eine rot-grüne Koalition nach den Landtagswahlen 1991 - auch wenn die SPD im Wahlkampf nach der absoluten Mehrheit der Sitze im hessischen Landtag streben wird. Seit den Kommunalwahlen stehen in Hessen die Zeichen auf Rot -Grün. An Hans Eichel jedenfalls wird die Installierung der zweiten, sozial-ökologische Koalition in Hessen 1991 nicht scheitern. Die Grünen müssen dann das „Arbeitstier“ Eichel nur ordentlich beschäftigen: Der Mann soll seine Akten selbst auf der Hochzeitsreise dabei gehabt haben (is‘ ja interessant!, d.Korr.).

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