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El Diario-betr.: "Vom linken Projekt zur Hauspostille der Guerilla", taz vom 8.3.89

betr.: „Vom linken Projekt

zur Hauspostille der Guerilla“,

taz vom 8.3.89

(...) Was Ihr dort schreibt, ist keine Hintergrundanalyse, sondern eine Reproduktion von durch Vorurteile belasteten Pseudoargumenten.

Mitte März findet das Symposium der Menschenrechtskampagne für Peru in Bonn statt. Sie ist der sogenannte Höhepunkt einer Kampagne für die parlamentarische Linke (IU), die dadurch versucht, hier in der BRD Sympathie und Unterstützung zu erlangen. Weder die Kampagne noch der Artikel in der taz erwähnen (außer im Untertitel) die massive Repression des Staates als Handlanger der Imperialisten gegenüber dem Volkskrieg. (...)

Michael Balser, Hamburg 36

In der BRD fehlt es an detaillierten und differenzierten Informationen und Analysen über die äußerst problematische politische, wirtschaftliche und soziale Lage in Peru. Ein Land, in dem die völlig mißlungene Wirtschaftspolitik der APRA-Regierung mit ihren aufeinanderfolgenden „Wirtschaftspaketen“ dem Volk die Lebensmöglichkeiten abschneidet und in dem die seit acht Jahren bestehende Guerillabewegung trotz des brutalen antisubversiven Kampfes stärker wird, findet nur mit kleinen Randnotizen Beachtung in der hiesigen Presse.

Mit großem Interesse haben wir daher den ausführlichen Artikel gelesen. Mit noch größerer Enttäuschung mußten wir ihn beiseite legen. (...) Es ist richtig, daß der Direktor von 'El Diario‘, L.Arce Barja, sich in der BRD aufhält, um über sein Projekt und die zugespitzte Lage in Peru zu berichten. Es ist auch richtig, daß die Zeitung bis vor kurzem wegen massiver Bedrohung durch Polizei und Militär nicht erscheinen konnte. Doch was schreibt die taz dazu?

Durch die Anwesenheit von L.A.Borja, auch in Berlin, wäre es möglich gewesen, einen Artikel mit aktuellen Informationen aus erster Hand zu schreiben. Statt dessen wird einfach abgedruckt, was ihr zugeschickt (aus Lima?) wurde, eine billige Kopie. Dies nennen wir miserable journalistische Arbeit, denn ohne sich der Mühe zu unterziehen, eigene Recherchen zu machen, werden Zitate mit Behauptungen publiziert, deren Richtigkeit zweifelhaft ist. Mit keinem Wort wird auf die im Untertitel erwähnte massive Bedrohung durch Polizei und Militär eingegangen, die nicht nur die Zeitung 'El Diario‘ betrifft, sondern auch andere Journalisten und immer mehr Teile der Bevölkerung.

Die schlimme Lage Perus und das Phänomen der revolutionären Guerillabewegung bedürfen ernsthafter Erklärungen und Analysen. (...)

Fricke de Ramirez, Hamburg 55

(...) Es ist bekannt, daß die taz die Nachrichtensperre in bezug auf die peruanische Revolution einhält. Kurioserweise werden dann doch die Verbindungen nach Peru genutzt, wenn wenige Kilometer von der Wattstraße entfernt eine Pressekonferenz abgehalten wird, um diese mit Hilfe von peruanischen Konterrevolutionären und politischen Leichen als bedeutungslos zu denunzieren. Borja riskiert für diese Pressekonferenz sein Leben, um eben die „verzerrte Sichtweise der peruanischen Wirklichkeit im Ausland“ durch Informationen zu bekämpfen. Wer ist hier „Journalist der zweiten Kategorie“?

Borja erklärte sich für 'El Diario‘ mit dem Hungerstreik der Gefangenen aus RAF und Widerstand solidarisch. Er entlarvte die Izquirda Unida (Vereinigte Linke) als Verbündete des peruanischen Völkermordregimes, nahm ausführlich Stellung zur „Ermordung“ zweier französischer Entwicklungshelfer sowie zu der Frage, wer denn nun derjenige ist, der am Drogenhandel verdient.

Schon bald wird Sendero Luminoso die peruanische Revolution in eine neue Etappe führen. Kurz gesagt, die rote Macht wächst und das peruanische Völkermordregime geht seinem Ende entgegen.

Peter, Berlin

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