: Jizchak Schamir: „Ich weiß von nichts“
Der Ministerpräsident bezeichnet Berichte über Geheimdiensterkenntnisse zur PLO als „Lügen“ / Medienzar Maxwell möchte seine Blätter an die Kandarre nehmen und positivere Israel-Berichterstattung durchsetzen ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
„Alles Lügen.“ Mit diesen Worten kommentierte der israelische Ministerpräsident Jizchak Schamir Zeitungsartikel, nach denen der militärische Geheimdienst die PLO als einzig möglichen palästinensischen Gesprächspartner bezeichnet hatte. „Ich weiß von all dem, was in den Medien steht, nichts“, sagte Schamir auf einer Pressekonferenz zum Abschluß einer von ihm veranstalteten jüdischen Solidaritätskonferenz in Jerusalem.
Doch Kabinettsmitglieder, die nicht dem rechts -nationalistischen Likudblock des Ministerpräsidenten angehören, bestätigten, daß der militärische Geheimdienst letzte Woche seinen üblichen Bericht zur Lage der Nation vorgelegt habe. Der Report enthalte auch die Einschätzung, daß bei Verhandlungen mit Palästinensern aus den besetzten Gebieten die Zustimmung der PLO erforderlich sei. Den Presseveröffentlichungen zufolge befürworteten die Autoren des Berichts die Beendigung des Palästinenseraufstands auf dem Wege politischer Verhandlungen mit der PLO oder mit Palästinensern, die von der PLO zu Gesprächen mit Israel authorisiert wurden. Die Empfehlungen des Militärgeheimdienstes knüpfen dabei an die Vorstellungen in der US-Administration an. Auch die Ergebnisse einer Untersuchung des Instituts für strategische Stu dien an der Universität von Tel Aviv flossen in den unstrittenen Bericht ein.
Das Durchsickern des Berichts und die daran entfachte Kontroverse fallen mitten in die Phase der Vorbereitung des Antrittsbesuchs von Schamir in Washington. Kein Wunder, daß der Ministerpräsident über die Empfehlungen des dort angesehenen Militärgeheimdienstes verärgert ist, da sie im völligen Gegensatz zur Auffassung des Likudblocks stehen. Während der Bericht in Israel noch innenpolitische Wogen schlägt, haben die USA am Mittwoch in Tunis ihren Dialog mit der PLO fortgesetzt. Unterdessen tat sich der Medienzar Robert Maxwell in einer besonderen Weise auf der jüdischen Solidaritätskonferenz in Jerusalem hervor. Er appellierte an die internationale Presse, zurückhaltend mit Kritik an Israel umzugehen.
Bei den Zeitungen, die er besitze, werde er nun entsprechende Korrekturen an der Berichterstattung einleiten. Beginnen möchte Maxwell mit der „Richtigstellung“ des Geheimdienstberichts. Auch die israelische Zeitung 'Maariv‘, deren Mitbesitzer Maxwell ist, soll aufgefordert werden, künftig vorsichtiger zu sein, ehe sie „solchen Mist veröffentlicht“.
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