: Bahn-Demontage
■ Projekt „RZ“: Zehn Prozent der Gleise weg
Frankfurt (ap) - An rund 5.800 Kilometer des Schienennetzes der Deutschen Bundesbahn - das entspricht gut zehnmal der Strecke von Frankfurt nach Lübeck - setzt wohl bald der Bagger die Schaufel an. Wenn die Bahn die Ergebnisse einer jetzt abgeschlossenen Untersuchung in die Tat umsetzt, werden bis 1990 diese knapp zehn Prozent des 65.000 Kilometer langen Bahnnetzes wegrationalisiert.
Bei dem 1984 ins Leben gerufenen Projekt „RZ“ („Herstellen des durchrationalisierten Zustandes bei der DB“) stehen auch Planstellen zur Disposition. Die Kürzung des Schienennetzes hat zur Folge, „daß die Bundesbahn 1990 mit 26.800 Mitarbeitern weniger als 1983 auskommen kann“, wie die Zentrale der Bahn berichtete. Ende 1988 arbeiteten genau 246.635 Menschen bei der Bahn. Verschwinden sollen auch jede Vierte der rund 110.000 Weichen, 1.400 Kilometer Oberleitung, 14.000 Signale und vieles andere. Den Angaben der Bahn zufolge geht es dabei nicht in erster Linie um Streckenstillegungen, sondern darum, die Gleisanlagen den Bedürfnissen modernen Schienenverkehrs anzupassen.
Viele Gleise könne die Bahn danach abreißen, weil Züge einander seltener überholen müssen, denn die Güterzüge fahren schneller. Loks können längere Strecken an einem Stück fahren, ohne Betriebsstoffe auffüllen zu müssen. Kürzere Umlaufzeiten bedeuten weniger Wagen und Lokomotiven bei gleichbleibender Kilometerleistung. Neue Signaltechnik bedeutet einfachere Stellwerksarbeit. Dazu kommen Effekte der Automatisierung. So stellen Lokomotiven, wie von Geisterhand gesteuert Züge zusammen.
„Zahlreiche Rangierbahnhöfe, Eilgutbahnhöfe und Knotenpunktbahnhöfe wurden durch Ausbau von zentralen Hochleistungsanlagen entbehrlich“, schrieb die Bahn und wies auch daraufhin, daß „die Zahl der Abgangs- und Endbahnhöfe von Reisezügen sich deutlich verringert“ habe.
Das jährliche Defizit der Bahn betrug 1988 knapp vier Milliarden Mark. Der Wirtschaftsplan sieht vor, daß es steigt - allen Rationalisierungsmaßnahmen zum Trotz.
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