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High-Tech-Rockjazz

■ Verdutzte Augen vor Hochleistungsmusikern / Kein Fahrtwind kitzelt die Seele

Sommer war es im Freibad auf der Rosenhöhe, als Freund Bobbo und ich, sehr jung noch und schon frisch pubertierend den Badelakenslalom im Schwimmbad absolvierten. Musikfetzen von allen Seiten, kein Grund, die Stirn zu runzeln und ein genaueres Ohr zu verschenken. Doch plötzlich: Holterdiepolter, da rumpelte ein Lautsprecher aus dem Ghettoblaster, der damals noch einfach Kofferradiorekorder hieß, ließ uns zusammenschrecken und raten: es war Billy Cobham jr.'der seinerzeit gerade in John McLaughlins Mahavishnu Orchestra mithalf, den Rockjazz aus der Taufe zu heben. Billy Cobham sorgte dafür, daß das Mahavishnu Orchestra bei aller Komplexität und Verschrobenheit eine hochenergetische Musik spielte, die sich weit abhob von dem flachen Etüdeneinerlei, das in ihrem Stil folgte.

Seitdem wurde es zwar nicht still um den Trommler, aber der Faden seines Musikantenlebens wird verknäuelter.

Am Samstag abend wird Billy Cobham mit seiner eigenen Band im Modernes gastieren und wird wieder einmal ein kleines Guckloch in den aktuellen Stand seiner musikalischen Entwicklung öffnen. Die Gitarristen hatte er zwischenzeitlich entlassen, hatte sie ersetzt durch die vielfältigen Möglichkeiten (und die vielfältigen Beschränkungen), die die moderne Keyboardtechnik bietet, wenn man sie an einen leistungsfähigen Rechner anschließt. Orchestraler Sound heißt nun die Parole und für den Freund der vergangenen Cobham-Jahre ergeben sich größte Umstellungsprobleme. Auf seiner Live-Tournee hat Billy Cobham nun wieder einen Gitarristen dabei, für die Live -Präsentation scheint ein rein elektronisches Konzept doch nicht ergiebig genug zu sein. Dies hat er aus seiner letzten Tournee gelernt, wo viele Zuschauer enttäuscht waren.

Kollege Lee Ritenour spielt Gitarre und wird schon deshalb nicht auf den digitalen Triumphzug aufspringen wollen. Ritenour ist geschätzt (und gefürchtet) als hyperperfekter Westcoast-Studiogitarrist, der bei unzähligen Produktionen mitgewirkt hat, alles kann und nie danebengreift. Dies ist nun eine Geschmackssache, denn nicht jede mag diese eisesglatte Gefälligkeit, die seinen Produktionen eigen ist.

Wie so viele Yankee-Musiker der harmonischen Art pflegt Ritenour eine enge Beziehung zur Volksmusik des Hinterhofs der USA. Die alte Monroe-Doktrin von 1823, wonach die US -Amerikaner sich nur um den amerikanischen Kontinent zu kümmern hätten, nur sie und nur um ihn, legt Ritenour so aus, daß er sich in der brasilianischen Folklore, bzw. ihrer kommerzialisierten Form zu Hause fühlt. Sein derzeitiges Programm ist angereichert mit brasilianischen Rhythmen und Harmonien.

Als Gegenpol zu seiner eigenen Glätte fungiert in Ritenours derzeitiger Tourband der tiefschwarze und erdig expressive Saxophonist Ernie Watts. Ihm ist die schwere Hoffnung zu verdanken, bei dem Konzert am Sonntagabend in der Schauburg, einige spannende Viertelstunden zu ergattern, in denen sich die so verschiedenen Stimmen des weißen Gitarristen und des schwarzen Saxofonisten gehörig reiben. ste

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