Keine Vermittler-betr.: "Vermittler zwischen RAF und Staat", taz vom 23.3.89

betr.: „Vermittler zwischen RAF und Staat“,

taz vom 23.3.89

In dem Artikel wird behauptet, ich hätte meine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Zusammentreffen mit Bonhoeffer erklärt. Diese Behauptung ist nachweislich falsch. In seinem ersten Brief im Januar dieses Jahres wünschte Bonhoeffer, mich zu sprechen, ohne jede Angabe des politischen Zusammenhangs, in dem er steckt. Dies lehnte ich unter Bezug auf unsere Stellungnahmen zum „Dialog“ in der taz vom 8.8.88 ab, Fortschreiben der Vereinzelung machen wir nicht mit, sondern zuerst unser Zusammenkommen und dann führen wir alle den „Dialog“ mit wem auch immer.

Im Februar schrieb er, er hätte mit seinen Freunden Kontakte mit verschiedenen staatlichen Instanzen hergestellt, Hungerstreik (HS) würde überall sehr ernst genommen, Gespräche über Lösungsvorschläge hätten nicht gleich zu den von uns gewünschten Ergebnissen geführt und erneute Frage nach Besuch.

Dazu schrieb ich, ich werde es mir überlegen, und gleichzeitig forderte ich ihn auf, jetzt endlich zu sagen, wer diese „Freunde“ sind und wer mit wem womit welchen Inhalten geredet hat, und machte klar, daß hinter dem Rücken der Gefangenen nichts zu laufen hat.

Doch weder wagte er, seine „Freunde“ zu entanonymisieren, noch detailliert von ihren Gesprächen zu berichten. Sein Brief war, wohlwollend interpretiert, die Suche nach einem „Kompromiß“, auf den Begriff gebracht jedoch die Aufforderung zum Abbruch und das heißt zum Verrat. So sehen die selbsternannten „Vermittler“ aus. Sie suchen nach einer Nichtlösung gegen uns.

Wenn der HS von den staatlichen Instanzen tatsächlich „sehr ernst genommen“ wird, dann sollen sie direkt mit uns Kontakt aufnehmen. Dazu brauchen wir keine Vermittler.

Wir setzen nicht auf Parolen („Sieg oder Tod“), sondern wir gehen von den Realitäten in diesem Staat aus, und wir sind zuversichtlich, daß wir es zusammen mit dem laufenden Prozeß schaffen werden. Fatal sind höchstens die paar Leute, die hinter dem Rücken unautorisiert gegen unsere Interessen arbeiten.

Rolf Heißler, Straubing