: Schulbücher für Namibia
■ Nicht nur für das frühere „Südwestafrika“: In Zusammenarbeit mit der Bremer Universität entstanden anti-rassistische Schulbücher und Lernmaterialien
Seit 1980 arbeitet ein Gemeinschaftsprojekt des Namibia -Institutes der Vereinten Nationen (UNIN/Sambia) und der Bremer Universität, das unter dem Motto „Bildung zur Befreiung“ das Konzept einer „doppelten Entkolonialisierung“ verfolgt. Die Anregung kam von einem Vertreter der Befreiungsbewegung SWAPO.
In enger Kooperation zwischen Schwarzen und Weißen entstehen seit gut acht Jahren vor allem Bücher und Unterrichtsmaterialien in Englisch und Deutsch. Benutzt werden sie bislang fast aus
schließlich außerhalb von Namibia: in den namibischen Exilschulen in Angola, Sambia und der Volksrepublik Kongo sowie in bundesdeutschen Schulen. Finanziert wird das Projekt von der EG, der Kinderhilfsorganisation „Terre des Hommes“ und dem Bremer Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit.
„Entkolonialisierung“ bedeutet für Hans-Christoph May, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Namibia-Projekt in Bremen, zweierlei. Zum einen sollen Alternativen zu den rassistisch geprägten Lehrbüchern in Namibia
entwickelt werden. Zum anderen müsse das bundesdeutsche Namibia-Bild von Defiziten sowie rassistischen Klischees befreit werden.
Wie das aussehen könnte, demonstriert das inzwischen bereits in der zweiten Auflage erschienene „Lernbuch Namibia“ von Helgard Patemann. Es vermittelt deutschen Schülern im Alter von 13 bis 16 Jahre ein differenziertes Bild der ehemals deutschen Kolonie „Südwestafrika“.
Wie notwendig ein Ausbau der schulischen Bildung für Namibia ist, belegen Zahlen, die der bun
desdeutsche Projektleiter, der Bremer Uni-Professor Manfred O. Hinz, zusammengetragen hat. 1981 besuchten zwar etwa 93 Prozent aller schwarzen Schüler in Namibia eine Grundschule, 83 Prozent von ihnen verließen die Schule jedoch bereits vor der vierten Klasse wieder. Nur 7,5 Prozent der schwarzen, etwa die Hälfte der „farbigen“, aber so gut wie alle weißen Schüler erreichten die siebte Klasse: Beleg für das katastrophale Bildungsniveau der Bevölkerungsmehrheit in Namibia.
dp
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