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Kämpfe gegen Namibia-Abkommen

■ Im gesamten Norden Namibias wird gekämpft / Swapo und Südafrika weisen sich gegenseitig Schuld am Ausbruch der blutigen Auseinandersetzungen zu

Windhuk/Berlin (dpa/taz) - Die Kämpfe zwischen südafrikanischer Polizei und der Befreiungsorganisation Swapo im Norden Namibias drohen die Verwirklichung des Abkommens über die Unabhängigkeit des Landes schon im Ansatz zu gefährden. Nach Angaben eines Polizeisprechers vom Montag haben sich die Gefechte seit Samstag, dem Tag, an dem der Unabhängigkeitsprozeß formal angelaufen ist, auf den gesamten Norden der ehemaligen deutschen Kolonie Südwestafrika ausgedehnt und bislang 146 Menschenleben gefordert. Bei den Auseinandersetzungen seien 128 Swapo -Mitglieder und 18 Polizisten getötet worden.

Gekämpft würde im ganzen Ovamboland, wo die Swapo in ihrem 1966 begonnenen bewaffneten Kampf gegen die südafrikanische Besatzungsmacht den größten Rückhalt hatte, erklärte der Sprecher. 600 bis 800, möglicherweise sogar bis zu 1.000 Guerillas seien seit Freitag von Südangola aus nach Namibia eingedrungen, behauptet der südafrikanische Außenminister „Pik“ Botha in einem Brief an UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar. Dies stelle eine klare Verletzung des Namibia-Abkommens dar, das die Regierungen von Südafrika, Kuba und Angola im Dezember unter Vermittlung der Vereinten Nationen geschlossen hatten. Eine ganz andere Darstellung präsentierte Swapo-Chef Sam Nujomo gestern in Harare, der Hauptstadt Zimbabwes: Die Kämpfe seien nichts anderes als „militärische Versuche des Apartheid-Regimes, der Swapo ihren sicheren Wahlsieg zu nehmen und das südliche Afrika noch weiter zu destabilisieren“. Seine Organisation wolle sich hingegen an den seit Sonntag geltenden Waffenstillstand halten und alles für eine Zusammenarbeit mit den UNO-Truppen (UNTAG) tun, die seit Samstag im Lande sind, um den Unabhängigkeitsprozeß zu überwachen.

Nujoma verurteilte den Einsatz südafrikanischer Soldaten, die bis zum vollständigen Eintreffen der UNTAG in Namibia den Waffenstillstand überwachen sollen. Von den 4.650 UNO -Soldaten sind nach in Harare vorliegenden Informationen bisher nur 925 in Windhuk eingetroffen. Nach Ausbruch der Kämpfe hatte der Namibia-Beauftragte der UNO, Martti Athisaari, den Einsatz des 101.Bataillons der südafrikanischen Armee genehmigt. Der Swapo-Chef bezeichnete diese Truppe als eine „Killer-Einheit“ der südafrikanischen Armee. Nujoma wies auch Berichte zurück, wonach die Swapo -Kämpfer aus Angola nach Namibia eingedrungen seien. Vielmehr Fortsetzung Seite 2

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sei es zu den Kämpfen gekommen, als sie „in Namibia angegriffen worden sind. Sie haben nur in Selbstverteidigung gehandelt“, sagte Nujoma. Viele der Kämpfer seien darauf vorbereitet gewesen, sich unter UNTAG-Aufsicht in ihre Lager zurückzuziehen, als die Angriffe begannen. Wie allerdings die Anwesenheit der Swapo-Kämpfer im Norden Namibias mit dem Abkommen zu vereinbaren ist, das den militärischen Flügel der Swapo, „Plan“, dazu verpflichtet, sich nördlich des 16.Breitengrades in seine Lager im südlichen Angola zurückzuziehen, bleibt das Geheimnis des Swapo-Chefs.

Zimbabwes Außenminister Nathan Shamuyarira appellierte unterdessen an den UN-Generalsekretär, schnell auf die sich zuspitzende Lage

zu reagieren. Er möge nicht nur die noch fehlenden 4.650 UNTAG-Soldaten nach Namibia schicken, sondern auch die 3.100 Mann, die als Reserve bereitstehen. Zuvor hatte Botha der UNO gedroht, sie müsse ihre Truppen wieder abziehen, falls Perez keine klare Stellungnahme zu den Kämpfen abgebe. UN -Sprecher Anouar Cherif erklärte in Windhuk, er erwarte noch für den Montag eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats.

mf

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