: Stammtischneigung-betr.: "Theaterdonner", Kommentar von Beate Seel, taz vom 22.3.89
betr.: „Theaterdonner“,
Kommentar von Beate Seel,
taz vom 22.3.89
(...) Was heißt, das Polittheater hätte man sich sparen können? Soll die EG denn gegen den Iran in den Krieg ziehen?
Was Osteuropa angeht, so hat sich ja allmählich auch bei den zu kürzeren Denkschlüssen neigenden Kommentatoren die Erkenntnis durchgesetzt, daß man die Gesprächskanäle nie ganz zuschütten darf, auch wenn man seine Position deutlich macht. Das gilt aber, allen Stammtischneigungen, es diesem Ayatollah mal richtig zu zeigen, auch gegenüber der „Dritten Welt“. Die EG ist am 20.Februar viel weiter gegangen als die USA oder andere, ebenso betroffene liberale Demokraten. Das hat im Iran überrascht und - hoffentlich anhaltende Denkprozesse in Gang gesetzt. Mehr war nicht zu erhoffen/erwarten. Jetzt kann es nur noch darum gehen, mit dem nicht Ayatollah-hörigen Teil des Irans zusammen aus der Sackgasse herauszufinden.
Man hätte die Rückkehr der Botschafter nicht lautstark beschließen, sondern stillschweigend durchführen sollen; nur die Ankündigung war der Fehler. Aber daß die Versöhnungsgeste als solche den Hardlinern in Teheran gar nicht paßt, zeigt sich schon am Kommentar des Ayatollah („Wir haben sie gedemütigt“), der den positiven Effekt der Rücksendung der Botschafter bei weiter unveränderter Haltung der EG zum „Todesurteil“ natürlich gar nicht goutiert.
Georg Kempf, Köln
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