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„Keine mageren Sachen“

 ■  Elin-Astrid Becker entwirft und

produziert Mode Gr. 44-56

taz: Sie verarbeiten gerade das Verbotene: laute Farben, auffallende Muster, großen Modeschmuck, ausgerechnet Gürtel...

Elin-Astrid Becker: Auf die Farben und Muster bin ich durch die Kundinnen selbst gekommen: Der Griff geht immer zu den helleren Tönen. Ich wähl natürlich nicht gerade riesige Blumen mitten auf die Brust. Immer weiche Stoffe, allerdings auch nicht nach der Devise: Alles muß strecken. Das ist langweilig. Ich kombiniere möglichst die hellen Töne zusammen mit dunklen Elementen: Knallgelb zum Beispiel mit Schwarz drüber. Gürtel gibt es bis 120 cm; sie wirken nicht eingeklemmt, weil sie groß genug sind; am liebsten mit Jacken drüber, damit die kritischen Punkte gut bedeckt sind.

Wir hatten eine Wintermantel in dunklen und in grellen Farben, und die gingen zuerst: violett, weiß, knallgrün... Die Form war wunderschön geschnitten mit einem riesigen Schalkragen, nach unten schmal eingestellt, so daß die größten Größen toll aussahen.

Verkauft sich sowas?

Das verkauft sich, weil die Formen üppig sind. Wir machen nicht so magere Sachen. Das ist auch bei Modeschmuck wichtig für große, dicke Frauen: daß der üppig ist. Eine kleine zarte Goldkette verschwindet da. Da such ich mir gezielt Hersteller.

Sie entwerfen selbst. Wo lassen Sie sich inspirieren?

Ich orientiere mich stark im Ausland, also ich nehme betont die neuste Mode vom normalen Markt - in meinem Kleinbetrieb geht eine fixe Umstellung ohne Probleme. Als der Trend kam, hab ich sofort Westen zugeschnitten, da sehen Sie sonst nirgends in großen Größen... Ich sprech natürlich auch 'ne betimmte Kundin an: eine fortschrittliche, emanzpierte Frau, die sich auch traut: Hier bin ich, und so bin ich, und so seh ich gut aus.

Muß die auch viel Geld haben? Ein Hosenanzug kostet über 400 Mark...

Nein. Da es eine kleine Auflage ist, können es natürlich keine Billigpreise vom Grabbeltisch sein. Bei uns wird handwerklich genäht von ausgebildeten Schneiderinnen. Das ist die Preislage von normaler guter Konfektion, 189 Mark für einen Rock, den sie in der Stadt für 230 sehen.

Welche Materialien verwenden Sie, viel Plastik?

Sehr viel Leinen, Viskose, Seide, Baumwolle, Gemische. Hin und wieder Synthetiks, besonders im Abendbereich. Aber ich bemühe mich natürlich, oben als Bluse oder als Top, möglichst Naturmaterialien einzusetzen, denn wenn man dicker ist, schwitzt man auch mehr.

Was wollen dicke Kundinnen?

Sie möchten nicht auf dem Präsentierteller sein, sie wollen sich gut sehen können, aber es soll nicht alles voller Spiegel sein ... sie brauchen viel Platz in den Kabinen, das weiß ich von mir selber: Wenn ich einen Badeanzig anprobiere in so einer kleinen Kabine: Da wird man immer dicker. Oft kommen sich Kundinnen in den weiten Sachen noch größer oder noch dicker vor. Sie müssen sich erstmal damit anfreunden, obwohl sie super aussehen, modischer lockerer...

Wie produzieren Sie? Sie haben das Stoffgeschäft am Dobben und jetzt das Modegeschäft in der Dechanatstraße.

Das ist Heimarbeit. Die Mustermodelle machen wir hier im Atelier, ich habe zwei Gesellinnen und Lehrlinge, das wird vorproduziert, geändert, dann in größeren Auflagen zugeschnitten. Die Heimarbeiterinnen, das sind Damenschneider-Gesellinenn, die sich selbständig gemacht haben als Zwischenmeisterinnen. Ich entwerfe und schneide allein die Modelle zu. Fragen: S.P

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