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Feinschmeckertage gegen Infarkt

■ Auf der Öko-Messe BIOTA '89 freuen sich die Hersteller von Naturprodukten, daß sie nicht nur die Vernunft, sondern auch den Geschmack auf ihrer Seite haben

Während im weltfernen Büro dieser Zeitung sich die Reste unverwüstlicher Nahrungsmittel stapeln, während die Kaffeemaschine sabbert und die verdorbenen Mägen sich für Pommes-mit-Ketchup und Currywurst rächen, gehen einige hundert Meter entfernt in den Messenhallen eifrige

Hände daran, die letzten Vorbereitungen zu treffen für die BIOTA '89, die Verbraucher-Informationsausstellung zum Thema „Naturkost und Naturwaren“. Eine große Leistungsschau, mit ca 5ooo qm Ausstellungsfläche die größte, die bundesdeutsche Naturkostler je auf die Tischbeine stellten.

Dabei liegt heute der Akzent darauf, den Ruch asketischer Körnerschlingerei loszuwerden. Gesundes Essen ist nicht nur gesund, es schmecke auch einfach besser, betonen die Vertreter der AusstellerInnen auf der Pressekonferenz und speisen an ihrer Cola nippende JournalistInnen mit wohlschmeckenden Erzeugnissen aus dem heimischen Anbau der Saison. Den BIOTA-BesucherInnen wird denn auch ein Messe -Restaurant geboten, in dem Star-KöchInnen der Öko

Gourmet-Szene ihr Können und die Geschmacksintensität natürlich erzeugten Gemüses beweisen. Ein Etappenziel ist es, dem Durchschnittskonsumenten das massenhafte Verschlingen arzneimittelsatten wässrig-aufgeblähten Fleisches zu vermiesen, das nicht nur den Esser (der ist ja immerhin selbst schuld und nicht zu bedauern), sondern durch die enorme Abgülle der Massentierhaltung auch die Flüsse und Meere (und die sind unschuldig und können gar nichts dafür) vergiftet. Das Wissen um solche Fakten wird die Fleischverschlinger nicht zur Raison bringen, doch tut das dem Umstand keinen Abbruch, daß die Fleischfresserei endlich abgeschafft gehört. Wie das Zigarettenrauchen, das Fernsehsehen, das Autofahren, das Bildzeitungslesen, das Flugzeugabstürzen und das Helikopters

kiing.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser BIOTA wird das ständig wachsende Angebot auf dem Sektor natürlicher Baustoffe sein. Während überall aus den Betonburgen schädliche Emissionen rieseln, dämmert langsam das Bewußtsein, daß der Bauboom vergangener Jahre mit Asbest und anderen Killerstoffen gemacht war, und kitzelt die Konjunktur für schadstofffreie Baustoffe ins Gigantische. Wärmedämmung und Farben sind die Bereiche, in denen die BIOTA-Organisatoren derzeit die größte Relevanz für ein breites Publikum sehen.

Vier Tage lang (13.-16. April, 10-18 Uhr) können sich BesucherInnen vom breiten Angebot der Naturwarenhändler informieren und sich mit Denkanregungen, Tips und Ratschlägen versorgen. ste

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