: Trotzki-betr.: "Das andere Gesicht des Sozialismus", taz vom 8.4.89
betr.: „Das andere Gesicht des Sozialismus“, taz vom 8.4.89
Und ich dachte, die Zeiten der linken Heiligenverehrung lägen hinter uns... Aber nein, da darf ein trotzkistischer Hagiograph mit dem altbekannten pädagogischen ML-Gestus zum „ernsthaften Studium“ der Werke Trotzkis aufrufen. Diesmal also: Von Trotzki lernen, heißt siegen lernen. Die Aufständischen der Kommune von Kronstadt, die Trotzki „wie Fasane abknallen“ wollte, werden seich bedanken. Eine Rezension, die die Schatten Trotzkis dermaßen eklatant negiert, ist selber nicht weit von der stalinistishen Geschichtsfälschung entfernt. Und der bemühte „linke Diskurs“, den nun Trotzki ankurbeln soll, war auch schon mal weiter und stellte (durch und mit Willy Huhn) die Frage: „Trotzki - der gescheiterte Stalin?“
Wie durch solche Beweihräucherung wahre Gesichter entdeckt werden sollen, bleibt mir jedenfalls schleierhaft, denn genau an dieser Sorte von Halbwahrheiten sind die linken Utopien gestorben und nicht daran, daß zu wenig Trotzki „studiert“ wird.
Rainer M.Halmen, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen