„Racheakt wegen Steinwurfs auf Juden“

Israelische Untergrundbewegung bekennt sich zum tödlichen Attentat auf Palästinenser in Jerusalem / Die Gruppe zeichnet bereits für Anschläge gegen linke Politiker verantwortlich  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Eine Untergrundbewegung, die sich „Sikiriki“ nennt, hat die Verantwortung für den Mord an einem Jerusalemer Palästinenser und an der schweren Verwundung von zwei weiteren Arabern in der Nähe des Jaffa-Tors der Altstadt übernommen. Ein Mann in israelischer Militäruniform und mit einer Kopfbedeckung, die ihn als religiösen Juden auszuweisen scheint, leerte sein Uzi-Magazin auf einige arabische Jugendliche schießend. Der 20jährige Khaled Shawisch war sofort tot, drei andere Palästinenser erlitten Schußwunden, zwei von ihnen sind schwerverletzt im Krankenhaus.

Die Polizei hält es für möglich, daß die tödlichen Schüsse von Arabern abgegeben wurden: angeblich sind die vier Opfer der Polizei im Zusammenhang mit Rauschgifthandel bekannt. Nach dem Anschlag am Montag abend zeigten sich dagegen palästinensische Jugendliche in der Umgebung des Jaffa-Tors überzeugt, daß nationalistisch-religiöse Juden aus der Altstadt die Täter waren. Das israelische Radio und der Militärsender erhielten Anrufe eines Unbekannten, der meldete, die „Sikiriki“ hätte die Tat vollbracht „als Racheakt gegen die Steinwürfe auf Juden“.

Die „Sikiriki“ war in den letzten drei Monaten wiederholt gegen linke Politiker in Israel tätig. So wurde vor einem Monat der Versuch unternommen, die Wohnung des Abgeordneten Jair Zaban in Brand zu setzen. Zaban hatte an einer New Yorker Konferenz teilgenommen, bei der auch PLO-Vertreter aufgetreten sind.

Ähnlich wurde der 'Haarez'-Journalist Dan Margalit von den „Sikiriki“ bestraft, weil er den Jerusalemer Palästinenserführer Feisel Husseini interviewt hatte. Im Januar wurde die Wohnungstür der Demoskopin Mina Zemach in Brand gesteckt, weil sie die Resultate einer Meinungsumfrage veröffentlichte, nach welcher 53 Prozent aller israelischen (jüdischen) Zivilisten Verhandlungen mit der PLO befürworten. Am 9.März verbrannten die „Sikiriki“ das Auto des bekannten hebräischen Schriftstellers und Dichters Dan Almagor, der in den vergangenen Monaten öffentlich gegen die Besatzungspolitik aufgetreten ist. In der Nacht zum Dienstag hat die Gruppe eine Krankenschwester, die Araber betreut, bedroht, indem Patronen vor deren Haus gelegt und Todesdrohungan an die Hauswand geschmiert wurden.

Die israelischen „Sicherheitskräfte“, die besonders erfolgreich arbeiten, wenn es um arabische Täter geht, waren bislang nicht imstande, die Untergrundbewegung der „Sikiriki“ zu entlarven. Den Namen „Sikiriki“ trugen zur Zeit des jüdischen Kriegs gegen die Römer extreme fanatische Schläger, die jeden politischen Gegner erdolchten.