piwik no script img

Brennesseln fürs Museum

■ Besondere Ausstellung im Übersee-Museum beginnt im Juni / SchülerInnen sollen über eigene Erfahrungen für Umweltprobleme in der Dritten Welt sensibilisiert werden

Für Mitte Juni plant das Bremer Übersee-Museum eine Ausstellung, ausgerechnet zum „Ökologischen Gartenbau“. Das ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern Bestandteil eines Modellversuchs, der seit Ende letzten Jahres im Museum durchgeführt wird und sich vorrangig an Schulen richtet. Der Leitgedanke: „Lernen vom Nahen zum Fernen“, oder unpädagogischer: Über die bewußte Wahrnehmung der unmittelbaren Umwelt soll die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit überregionalen Problemen, insbesondere denen der dritten Welt, geweckt werden.

Das Projekt soll denn auch nicht nur auf das Museum beschränkt bleiben. „In einem Museum kann wenig Umwelt dargestellt werden. Deswegen ist es Unsinn, Natur in unsere Räume zu packen“, sagt Mareike Molkewehrum, leitende Mitarbeiterin des Projekts. Deswegen haben sich die AusstellungsmanagerInnen weitere Organisationen gesucht: Die Ökologiestation aus Bremen Nord, der Landesverband der Gartenfreunde und BORDA (eine Bremer Organisation für alternative Entwicklungshilfe) sollen für den mehr praktischen Teil dieses Modellprojekts sorgen. Das wird sich dann über das gesamte Stadtgebiet von Bremen erstrecken.

Dabei spielen insbesondere die Kleingärtner eine wichtige Rolle.

Immerhin gibt es in Bremen fast 20.000 Mitglieder im Landesverband, fast alle mit selbst bewirtschaftetem Gartenland. „Bei uns hat sich in den letzten Jahren das Umweltbewußtsein erheblich ausgeweitet“, sagt Dietmar Klepatz, Sprecher der Gartenfreunde. „Es gibt zwar auch noch heute Mitglieder, die ihre Rasenkante mit der Nagelschere schneiden, aber das ist die große Ausnahme.“ Fast ausnahmslos werde

auf den Einsatz von Spritzmitteln verzichtet. Mehr mehr Mitglieder legten Wert darauf, in ihren Gärten Lebensräume für Tiere zu schaffen. Die Gartenfreunde freuen sich nach den Worten von Klepatz über die Möglichkeit, ihre Kontakte zu den Schulen noch weiter zu verbessern und bieten viele konkrete Beispiele zur Besichtigung an. Das geht von umweltverträglicher Gartenpflege über den Anbau gesunder

Nahrungsmittel bis hin zur Anlage von Trockenholzhecken.

In der Ökologiestation in Bremen-Nord sollen praktische Erfahrungen mit theoretischen Unterweisungen verbunden werden. Mitarbeiter von BORDA sollen ihre Kenntnisse über die Umweltsituation in der Dritten Welt in das Projekt einbringen. Die verschiedenen Angebote werden zu interessanten Tagesprogrammen koordiniert. om

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen