piwik no script img

Clip-Verklappung / BaRock, Schweizer Fernsehen

(BaRock, Schweizer Fernsehen, 16.40 Uhr) Samstag ist Disco -Tag, und im Fernsehn läuft die Video-Clip-Verklappung der Plattenindustrie auf Hochtouren. Neben den üblichen „Nescafe„- und „Pepsi„-gesponsorten Hitparaden-Raufundrunter von Super- und Sky-Channel und den monotonen Teenie -Gruß-Wunschsendungen von Tele 5, sitzt man ab 15 Uhr auch unverkabelt vor der nicht weniger gleichförmig-glatten 08/15-Formel Eins-Hitparade der ARD. In einem Punkt allerdings ist die Sendung durchaus avantgardistisch: Denn erstmals im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt's einen von McDonald's gesponsorten Filmteil, bei dem bisweilen auch schon das Logo Kino-News eingeblendet ist - so heißt das McDonald's-Magazin auf SAT 1. Programmauftragsgemäße Linientreue beweisen die Formel Eins-Piloten dagegen beim als blasphemisch gescholtenen Prayer-Video von Madonna, das trotz Top-Ten-Erfolgen auf dem Index steht. Bis ins Kabel reicht der Kirchen-Bannstrahl freilich nicht. RTL empfangende Madonna-Fans setzen sich einfach eine Stunde früher vor die Glotze, wo seit Februar allsamstäglich Rapido auf Clip-Kundenfang geht. Konzeptionell -konventionell, aber wenigstens mit smartem Moderator und schickem Graphik-Design.

Das einzige Highlight unter den Hitparaden-Unterhaltern am Samstag kommt aus der Schweiz und heißt BaRock. Mit Trend-Gespür und gutem Draht zur Independent-Szene präsentieren die Eidgenossen Entdeckungen und pfiffige Features. Schon frühzeitig ging's um Acid-House, Frankreichs Video-Artist Mondino wurde präsentiert. Außerdem kümmert man sich anhand uralter Video-Clips um die Ästhetik der schnellen Bilder. „Uns interessieren die Leute auf der Straße und nicht die Plattenfirmen“, sagt Frank Senn, der die Sendung vom Lorio-Sofa aus angenehm unprätentiös moderiert. Wem Schweizer-Deutsch nicht allzusehr in den Ohren kratzt, dürfte bei der barocken Musiksendung auf seine Kosten kommen - hebt sie sich doch angenehm vom faden Formel Eins-Firlefanz ab. Und ist fast so gut wie's legendäre Night Network von Channel Four.

Dieter Oßwald

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen