: VDO-Werk bleibt in Frankfurt
IG-Metall gibt dem Erhalt des bisherigen Standorts in Frankfurt-Bockenheim keine Chance Umzug innerhalb Frankfurts geplant / Arbeitsplatzverluste befürchtet / IGM hofft auf Neuinvestitionen ■ Aus Frankfurt Miriam Carbe
Das VDO-Werk in Frankfurt-Bockenheim wird nicht ins Umland verlagert, bleibt aber voraussichtlich auch nicht am jetztigen Standort erhalten. Die Stadt Frankfurt hat der Werksleitung jetzt ein Gelände im Vorort Sossenheim angeboten. Von dem Umzug werden rund 2.500 Beschäftigte betroffen sein. Bisher gab es lediglich einen Vorvertrag der VDO mit einer Gemeinde in der Umgebung von Frankfurt. Belegschaft, Vertrauensleute und Betriebsräte hatten sich gegen diese Standortverlagerung ausgesprochen.
Auf einer gestrigen Pressekonferenz schrieb der IG -Metallvertreter Ralf Tänzer die neue Entwicklung den „geänderten Machtverhältnissen“ in der Stadt zu. Die SPD hatte den „Erhalt von gewerblichen Arbeitsplätzen in Frankfurt“ ausdrücklich in ihr Wahlkampfprogramm geschrieben. Die IG-Metall habe Volker Hauff jetzt auf dieses Versprechen hingewiesen. Der wiederum habe den derzeit noch amtierenden Oberbürgermeister Brück zu einer Entscheidung gedrängt.
Der VDO-Betriebsrat hat ein Qualifizierungsprogramm für die Belegschaft ausgearbeitet. „Wir machen uns nicht vor, daß wir die Arbeitsplätze, so wie sie jetzt sind, erhalten können“, so Betriebsrat Manfred Müller. Durch den Verkauf des Geländes in der Frankfurter Innenstadt hat die VDO 105 Millionen Mark verdient. Ein Großteil des Geldes wird in Rationalisierungsmaßnahmen fließen. Dadurch dürften bis zu tausend Arbeitsplätze wegfallen. „Wir gehen aber davon aus, daß die VDO alles Mögliche und Erdenkliche tun wird, um die Zahl der Arbeitsplätze bei 2.500 zu halten“, sagte Müller. Das sogenannte „Solidaritätskomitee“ (Betriebsrat Hinkelbein), eine Gruppe aus der Belegschaft, die sich für den Erhalt des Werks an seinem jetzigen Standort ausgesprochen hatte, nehmen die Gewerkschafter nicht ernst. Im März waren zwei türkische Vertrauensleute, die sich für den Verbleib des Werkes in Bockenheim eingesetzt hatten, entlassen worden. Durch einen Hungerstreik hatten sie ihre Wiedereinstellung erreicht. „Wenn wir in Bockenheim blieben, wäre der Verlust der 1.000 Arbeitsplätze gewiß“, sagten die Gewerkschafter übereinstimmend. Denn rationalisiert würde so oder so, und auf dem jetzigen Gelände wäre nicht genug Platz zum Aufbau neuer Produktionszweige vorhanden. „Außerdem will die Belegschaft nach Sossenheim.“ Eine innerbetriebliche Abstimmung habe es allerdings nicht gegeben. „Dazu ist das Problem zu gewichtig. Da hätte es ja eine ganz unüberlegte Entscheidung geben können.“ In derart wichtigen Dingen entschieden die Vertrauensleute und Betriebsräte, welchen Weg man gehen wolle: „Das machen wir seit hundert Jahren so.“
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