: Angst vorm 20. April
■ Neonazis wollen Hitlers Geburtstag zur „zweiten Reichskristallnacht“ machen
In Bremen sind es vor allem Eltern und SchülerInnen im Stadtteil Huchting, die Angst vorm 100. Geburtstag des Dikators Adolf Hitlers haben. In Huchting kursieren seit Tagen Gerüchte, Skinheads wollten am 20. April „Randale“ machen und mit Baseballschlägern türkische Jugendliche auf diversen Schulhöfen traktieren. Vereinzelte Eltern erkundigten sich auch bereits auf dem Huchtinger Polizeirevier, ob sie ihre Kinder am 20. April von der Schule zu Hause lassen sollten. Der Polizei lagen jedoch bis gestern keine Erkenntnisse vor und auch SozialarbeiterInnen wußten nicht einzuschätzen, ob es sich bei den Gerüchten um bloße „Scheißhausparolen“ handelt oder ob tatsächlich Skinheads eine Schlacht vorbereiten.
In Hamburg breitet sich unter AusländerInnen dagegen bereits „panische Angst“ aus. Vereinzelt waren dort dilettantische Flugblätter aufgetaucht, auf denen unbekannte Neonazis damit drohten, den 20. April zu einer „zweiten Reichspogromnacht“ zu machen. „Türkischen Gangs auf der Veddel und in Wilhelmsburg“ werde es an den Kragen gehen. Das Papier strotzt vor Rechtsschreibfehlern und sogar das Hakenkreuz ist falsch herum gemalt. Von offiziellen Stellen wird einhellig vor einer Überschätzung des Pamphlets gewarnt. „Bedauerlich, daß so ein Flugblatt für so viel Hysterie sorgen kann“, erklärte Christian Lochte, der Chef des Hamburger Verfassungsschutzes.
Das Bündnis „BremerInnen gegen Neofaschismus“ ruft für heute um 18 Uhr zu einer Protestversammlung auf dem Marktplatz auf. Hauptanlaß ist die morgige Sitzung des Bundeswahlausschusses in Bonn. Bei der Terminwahl habe man jedoch, so eine der Organisatorinnen, auch im Hinterkopf gehabt, daß Neofaschisten am 20. April Hitlers Geburtstag begehen - und daß gerade dann auf dem Markplatz viele AntifaschistInnen versammelt sind.
B.D./tazhh
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen