Zwei Freundinnen schlagen sich durch

 ■ V O R L A U F

(Cagney & Lacey, 20.30 Uhr, SAT 1) Jill Sander und Alice Schwarzer gemeinsam im Einsatz auf der Davidswache. Oder Mutter Beymer aus der Lindenstraße und Gitte Haenning als Ballerfrauen unterwegs in Kreuzberg. So etwa ist die Mixtur in Cagney & Lacey, der Krimi-Serie auf SAT 1. Mary Beth Lacey ist Mutter dreier Kinder, übergewichtig und geht ständig in die Luft. Chris Cagney hingegen lebt allein, nah am Alkohol und ohne rechte Zeit für Männer. Beide sind Freundinnen und Kolleginnen, Detective Sergeants auf dem 14.Revier von New York. Im Job behaupten sie sich gegen Frauenhelden und Kaltschnäuzer unter den Kollegen und gegen Kindesmißhandler, Drogendealer und Vergewaltiger auf der Straße. Privat geht es bei den beiden weit auseinander: Mutter die eine, im ständigen Konflikt zwischen beruflichem Ehrgeiz und Nestverantwortung für die Kinder und den sensiblen Mann; die andere im schmucken Single-Käfig, mit einem alkoholsüchtigen Vater am Hals und ohne Beziehungs -Fortune.

So groß die Unterschiede in der Lebensweise und so eng die Freundschaft der beiden Frauen, verkörpern die Figuren zwei Seiten der veränderten Frauenrolle in den achtziger Jahren. Die Serien-Frauen sind keine Fließband-Schönheiten mehr, und Probleme, ob lebensbedrohlich oder alltagsbanal, packen sie an, wie es gerade richtig erscheint, ohne auf männlichen Rat oder Beistand zu warten. Unübersehbar hat der Feminismus hier seine Spuren hinterlassen, dafür sorgen die beiden Autorinnen Barbara Avedon und Barbara Corday. Und Produzent Barney Rosenzweig bekennt: „Manchmal lese ich Leserbriefe an die Zeitschrift Ms. und mache daraus eine Szene.“ Zuschauerinnen identifizieren sich mit der Stärke von Cagney und Lacey, die ganz gut auskommt ohne Barbarella-Attitüde und Barbie-Charme.

Der Erfolg der Serie in den USA ist ohnegleichen. Insgesamt 22mal für den „Emmy-Award“ nominiert, erhielten die Darstellerinnen und das Serien-Team schon achtmal den TV -Oscar, dazu den „Golden Globe“ und den „Radio's Genie Award“. Die Einschaltquoten gehören zu den allerhöchsten im Lande, und die beiden Hauptdarstellerinnen, Sharon Gless und Tyne Daly, tingeln regelmäßig durch die Städte, um dem Publikum hautnah zu erscheinen. Und die Fans proklamierten inzwischen in Washington den „Cagney-and-Lacey-Tag“.

eka