: Botha läßt wieder hängen
Zwei Mitglieder einer oppositionellen Jugendgruppe hingerichtet / Zwölfte Hinrichtung in diesem Jahr ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Zwei junge Männer, ehemalige Mitglieder einer oppositionellen Jugendgruppe, wurden gestern in Südafrika hingerichtet. Ndumiso Sihpenuka und Makezwane Menze sollen einen weißen Farmer und dessen Frau ermordet haben. Im Januar 1987 wurden sie zum Tode verurteilt. Appelle gegen das Urteil und Gnadengesuche an Südafrikas Staatspräsidenten PieterW. Botha blieben erfolglos. Bereits 12 Menschen sind in diesem Jahr in Südafrika gehenkt worden.
Siphenuka und Menze wurde vorgeworfen, zusammen mit zwei weiteren Jugendlichen im Juni 1985 bei Kirkwood in der östlichen Kapprovinz das weiße Farmerehepaar ermordet und beraubt zu haben. Dem Rechtsanwalt zufolge wollten sie bei dem Farmer Waffen stehlen, um sich gegen die Polizei verteidigen zu können. Als Mitglieder des „Addo Jugendkongresses“, einer zum Oppositionsbündniss „Vereinigte Demokratische Front“ (UDF) gehörenden Organisation, waren sie offenbar ständig von der Polizei belästigt worden. Zusätzlich stahlen sie noch einige Haushaltsgegenstände und ein Auto. Die Todesurteile gegen die beiden Mittäter wurden letzte Woche in 25jährige Haftstrafen umgewandelt, weil sie zur Zeit des Mordes noch nicht volljährig waren.
Menze bat seinen Bruder Zukile bei dessen letztem Besuch im Zentralgefängnis von Pretoria am Mittwoch, die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Apartheid aufzurufen. „Er sagte, daß diejenigen, die den Kampf vermeiden, sich lieber deeem Kampf anschließen solle“, berichtete Zukile gestern gegenüber der taz. Fortsetzung auf Seite 2
„Makezwane hat auch betont, daß dies ein Kampf der Mehrheit gegen Unterdrückung ist, nicht ein Kampf der Minderheit.“
Die Familienmitglieder der beiden Hingerichteten waren gestern, wenige Stunden nach der Vollstreckung des Urteils, noch kaum in der Lage, über ihre Gefühle zu sprechen. „Ich kann es gar nicht fassen,
ich weiß nicht, was passiert ist,“ sagte Eric Belesi, Siphenukas Bruder. Freddie Siphenuka, der Vater von Ndumiso, glaubte noch immer an die Unschuld seines Sohnes. „Das tut mir als Vater sehr weh, daß er hingericht wurde“, sagte er weinend.
Freddie Siphenuka, der nun mit seiner Frau die zwei Kinder seines Sohnes ernähren muß, verdient als Farmarbeiter 35 Rand (etwa 25 Mark) wöchentlich. Menze wohnte zusammen mit seiner Mutter, zwei Brüdern und zwei Schwestern. Er war der einzige in der Familie, der einen Job hatte.
Zwei weitere Männer, die gestern hingerichtet werden sollten, konnten in letzter Minute eine Aufschiebung der Urteilsvollstreckung erreichen. Dabei kam ihnen die Organsa
tion „Rechtsanwälte für Menschenrechte“ zu Hilfe, die seit einiger Zeit eine Kampagne gegen das Todesurteil führt.
In Südafrika wurden in den letzten zehn Jahren mehr als 1.200 Menschen hingerichtet. 1987 gingen 164 Menschen zum Galgen - 32mal mehr als in China, das eine Bevölkerung von mehr als zwei Milliarden hat. In Südafrika leben etwa 35 Millionen Menschen. Menschenrechtsgruppen machen Unterdrückung, Ghettoleben, Wanderarbeit und Unterentwicklung im Apartheid-Staat für die gorße Zahl der Todesurteile verantwortlich. „Wir töten Menschen, deren Verbrechen ein Resultat unseres eigenen moralischen Verfalls sind“, sagt Sheena Duncan, Vizepräsidentin des südafrikanischen Kirchenrates.
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