: Rechte, „Linke“, Baseballschläger
■ In Huchting und am Hauptbahnhof gab es Donnerstagabend Randale hier bitte das Foto mit den Antifa-Plakat
Antifaschistische Kundgebung am Donnerstag abend Foto: Wolfram Steinberg So 25 Jugendliche um die sechzehn sind es, die da am Donnerstag abend um halb zehn biertrinkenderweise vor dem Hauptbahnhof rumlungern. „Wir sind Rechte“, sagt einer stolz. Skins? „Nö, Hooligans und so.“ Und was wollen sie da? Hitlers Geburtstag feiern? Nein, das eigentlich nicht. Aber bei diesem günstigen Anlaß gibt es aussichtsreiche Chancen auf eine kräftige Keilerei mit den „Linken.“ Um 20.00 Uhr hat es schon eine Hauerei gegeben. Die Polizei war zwischenzeitlich da und hat die Gruppen auseinandergetrieben. Jetzt herrscht Ruhe, bis auf einmal ein Trupp von etwa 25 „Linken“, die meisten nicht minder besoffen wie die meisten Hooligans, auftauchen. Einer holt eine Lederpeitsche, verstärkt mit Kettengliedern aus der Jacke und schlägt auf einen Flüchtenden ein, den er als FAP -Mitglied ausgemacht haben will.
Zeit für einen neuen Auftritt der Polizei. Die greift sich zwei, drei „Linke“ und setzt sie kurzzeitig im Mannschaftswagen fest. Mittlerweile hat ein Mädchen, so Augenzeugen, einen Baseballschläger über das Gesicht geschlagen bekommen, liegt jetzt regungslos am Boden. Die Lippe blutet. Sanitäter bringen sie in einen Rettungswagen, den sie kurz danach wieder verlassen will und darf. Sie scheint geschockt, kann sich zudem vor Besoffenheit kaum noch auf den Beinen halten. Ein Freund steht derweil vor einer Losbude und donnert ununterbrochenund mit voller Wucht seinen dicken Kopf gegen zu seinem Glück noch dickeres Glas.
Allmählich beruhigt sich die Situation. Die Kontrahenten haben sich in verschiedene Ecken zurückgezogen. Die Polizei fährt vorläufig ab. Ein Mädchen zu ihrer Freundin. „Wollen wir nach Hause?“ Antwort: „Ne, vielleicht passiert ja noch was.“
Passiert war zu diesem Zeitpunkt auch in Huchting schon einiges. Gut 100 türkische Jugendliche hatten sich in der Amsterdamer Straße getroffen, um den von ihnen erwarteten Angriff von Skins abzuwehren. Einige Zeit später gesellte sich ein genauso großer Block von Autonomen und Punks zu ihnen. „Wir haben aber keine Glatzen gesehen“, so einer der Beteiligten. Also machte sich der Trupp auf die Suche. Gerüchten zufolge sollten sich 150 Skins zur Geburtstagsfeier am Sodenmattsee versammelt haben. Beim Jugendzentrum an der Ammersforter Straße, wo einige der Rechten sich einen Raum herrichten durften, gingen zwei Fensterscheiben zu Bruch. Anlaß für die eingesetzte Hundertschaft Polizei, 21 Personen zu verhaften, und fünfen eine Anzeige wegen Landfriedensbruch anzuhängen. Kurz nach Mitternacht sollen alle Festgenommenen wieder freigelassen worden sein. Weitere Beute: Etliche Baseballschläger und Holzlatten, eine schwere Motorradkette und zwei Brandsätze. Zum Sodenmattsee kommen die Suchenden nicht durch. Inzwischen gibt es Gerüchte, Skins hätten am Hauptbahnhof zwei Türken zusammengeschlagen. Ein Großteil der Gruppe macht sich auf den Weg. Weitere Vorkommnisse werden aber nicht mehr bekannt.
„Das Polizeikonzept ging auf“, lobt sich die Polizei selbst und meint damit, daß es in Huchting nicht zu den erwarteten Auseinandersetzungen zwischen Skins und Türken gekommen ist. Erstere waren den ganzen Tag überwacht worden.
Vorübergehend bleibende Folge des Einsatzes: Einer 23jährigen wurde von der Polizei bei der Festnahme der Arm gebrochen.
hbk
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