piwik no script img

Das Nachtweih-Syndrom

■ Fortuna Düsseldorf - Hertha BSC 2:2 / Überraschend verdienter Punkt in der Senfmetropole / Blau-Weiß gewinnt mal wieder, und fast niemand schaut zu

Walter Junghans klettere unzufrieden nach dem Duschen in den Bus: „Wenn mir vorher einer gesagt hätte, daß wir hier einen Punkt holen, hätte ich bestimmt nicht gemeckert.“ Und Hertha -Trainer Werner Fuchs sinnierte: „Ich bin so vermessen zu behaupten, daß wir hätten gewinnen müssen.“ Kesse Sprüche in der Metropole des Mostrichs, der scharfe Senf der Kommentare bremste allerdings sehr zu Recht den Düsseldorfer Hunger auf die erste Bundesliga.

Schlag auf Schlag gab es auf den Teller - zwei Chancen, zwei Tore. „Kompliment“, lobte der sonst mundfaul geizende Fortunen-Coach Ristic. Binnen vier Minuten flankte Torsten Gowitzke zweimal, Theo Gries (13.) und Libero Greiser (17.) leiteten zur schnellen, sensationellen 2:0 Führung in die Maschen, die leider, leider im Zeichen unkonzentrierter Vorfreude nur 60 Sekunden später im Rücken von Junghans aufgebläht wurden.

Die standardisierte Situation zum Anschlußtor von Walz (Flanke, Kopfball) mochte Werner Fuchs noch als „Black-out“ bezeichnen, für den Ausgleich durch Chaloupka (69.) machte er in Parallele zum Münchner Maradona-Mittwoch ein Nachtweih -Syndrom aus. In Vorbereitung des Endergebnisses nämlich säbelte Alf Fistler dermaßen unglücklich über das Spielgerät, daß der Trainer dem Amateur zugutehalten konnte, „daß er am Mittwoch zuviel ferngesehen hatte“. Und bei dem Dauerdruck der Senfstädter sah Fuchs nach der Pause Tischtennis statt Fußball: „Das war auf Berliner Seite nur noch Pingpong.“ Der Ball wurde wenig, doch dafür das Ergebnis gehalten.

Vor allem ist zu loben, wie Christian Niebel den Düsseldorfer „Turbo“ Sven Demandt hielt. Der Motor des Torjägers (23 Saisontore) stotterte gegen den Manndecker, der neben Theo Gries und Dirk Greiser als bester Herthaner noch ein weiteres Haltesignal setzte. Nach sechs Spielen ohne Niederlage und der Leistung in Düsseldorf dürften die Frösche auf den Erhalt der Klasse knallen.

Ernst Thoman

HERTHA: Junghans - Greiser - Niebel, Jakobs - Mischke, Patzke, Rinke (54.Rombach), Gowitzke, Gries - Kurtenbach, Lünsmann (32.Fistler)

ZUSCHAUER: 7.000

Zuschauerlos

Fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit durfte Blau-Weiß wieder mal gewinnen. Ganze 1.298 Zuschauer verloren sich im Stadion, als Schlumberger (54.) und Dinauer (90.) die zwei Tore des Samstags erzielten.

Nach Wochen des Mißerfolgs glaubt der Torschütze des 1:0 allen Ernstes, dieses Ergebnis gegen einen schlappen Tabellenletzten „wird uns Auftrieb geben“.

BLAUWEISS: Mager - Haller - Schmidt, Schlegel - Holzer, Levy, Stark, Schlumberger, Clarke - Gaedke, Dinauer

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen