Randgruppen vorgeschoben

Umweltsenatorin Michaele Schreyer zur geplanten Sperrung der Havelchaussee für den Autoverkehr  ■ I N T E R V I E W

taz: Wie lange wird es noch dauern, bis die Havelchaussee für den Autoverkehr gesperrt wird?

Michaele Schreyer: Ich befürchte, daß wir es nicht bis zur Sommersaison schaffen werden und zwar deshalb, weil es natürlich erforderlich ist, daß bis dahin ein anderes Verkehrskonzept da ist. Zum Beispiel, daß auf der Strecke Shuttlebusse eingesetzt werden, so daß die Leute auf das Auto verzichten können und trotzdem zur Havelchausse herunter kommen. Dafür müssen attraktive Busse her, wo auch das Sportgerät mitgenommen werden kann. An diesem Konzept arbeiten wir jetzt zusammen mit dem Verkehrssenat. Wir sammeln jetzt auch Ideen. Natürlich können nicht alle Vorschläge verwirklicht werden, aber ich fände es toll, wenn unsere Phantasie durch möglichste viele Rückmeldungen belebt wird.

Eine Teilschließung der Havelchaussee kommt nicht in Betracht?

Eine Teilschließung ist zwar besser als keine Schließung, aber das ist nicht das Ideal.

Für die Schließung muß ja wohl noch einige Überzeugungsarbeit geleistet werden, zum Beispiel bei alten Leuten oder Surfern.

Es gehört natürlich dazu, daß wir für die Wassersportler die Möglichkeit schaffen, daß sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln an ihre Boote kommen und ihre Surfbretter mitnehmen können. Für die alten Leute oder für Behinderte wird klar sein, daß sie mit Telebussen die Havelchausse benutzen können. Es zeichnet sich jedoch ab - und da müssen wir aufpassen -, daß die Randgruppen, nämlich Behinderte oder ältere Leute, von ganz anderen Gruppen vorgeschoben werden, um ein solches umweltwirksames Konzept zu verhindern.

Interview: plu