: „Seid doch nicht so genau“
Foto: Jörg Oberheide
50 Minuten lang hatten StudentInnen des Studiengangs Sozialwesen Einwendungen, Sorgen und Kampfansagen vorgetragen, da platze einem der Kragen: „Wir wollen die Wahrheit von denen da vorne wissen und nicht das aus dem Mikrophon. Das kennen wir inzwischen.“ Ein Student des Studiengangs Technik an der Hochschule Bremen, mit einer Busladung KommilitonInnen aus der Neustadt zum GW1 an der Uni gekommen, wollte endlich etwas zur Sache hören: zum behördlich beschlossenen Umzug der angehenden SozialpädagogInnen von der Uni in die Räume der Hochschule in der Neustadt und den Folgen dieser Zusammenlegung.
Seit zwei Wochen streiken die StudentInnen, seit einer Woche ist das GW1 besetzt. Zeit, sich einmal von Vertretern der Bildungsbehörde und der Hochschule erklären zu lassen, wie die Räume am Neustadtwall zusätzlich zu den bisher dort studierenden 3.800 StudentInnen auch noch die gut 700 SozialpädagogInnen aufnehmen sollen. Doch genau das konnte der zuständige Hauptabteilungsleiter der Wissenschaftsbehörde, Rainer Köttgen, nicht. „Die Finanzsituation ist beschissen“, rief er den StudentInnen zu und verwies auf den Länder-Finanzausgleich und das Bundesverfassungsgericht und meinte, Flächen stünden ausreiuchend zur Verfügung. Zwischenfrage eines Studenten: „Wo denn?“ Köttgen: „Seid doch nicht so genau.“ Kaum präziser der Rektor der Hochschule, Ronald Mönch, der sich mehr als Behördengehilfe, denn Interessenvertreter der Hochschule gab: „Wenn es bei anderen geht, muß es bei uns auch gehen.“
Daß es bei den Zusammenlegungsplänen um viel mehr geht als um eventuell auftretende Raumnot, machte eine Hochschullehrerin klar. Sie berichtete von „anstößigen Angeboten“ aus der Behörde an die Professoren sich doch anderen Beschäftigungen zuzuwenden; Angebote unterbreitet einzig mit dem Ziel, die Zahl der Lehrenden und damit die Studienplatzkapazität abzubauen. Dem schwachen Dementi des Behördenvertreters Köttgen folgte die Bestätigung durch einen anderen Hochschullehrer: „Es sind solche Angebote gemacht worden, um diesen Fachbereich zu zerschlagen.“
Am kommenden Mittwoch wollen die drei anderen Fachbereiche der Hochschule, die bereits jetzt lautstark über eine überfüllte Mensa und schlechte Laborräume klagen, einen Aktionstag durchführen und ihre KommilitonInnen im GW1 besuchen. Auch wenn TechnikerInnen und WirtschaftsstudentInnen für das Anliegen der SozialpädagogInnen gestern offensichtlich weniger Interesse hatten, ein Anliegen eint die HochschülerInnen. Ein Techniker: „Wir müssen klarmachen, daß Ihr nicht umziehen wollt und wir Euch aus guten Gründen nicht haben wollen.“
hbkU-Satz:!!!!
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen