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In der Westbank ist Bildung illegal

Israelische Behörden untersagen alternative Seminare in Ostjerusalemer Privatschulen / 20.000 palästinensische Studenten stehen seit anderthalb Jahren auf der Straße / Alle Hochschulen in den besetzten Gebieten geschlossen / Israel vehement gegen Solidaritätsaktionen  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Unterricht und Bildung wird für die Palästinenser in der besetzten Westbank in zunehmendem Maße zu einer illegalen Angelegenheit. Nach der Schließung von Universitäten und Schulen hat die israelische Polizei jetzt angeordnet, daß auch in den Privatschulen des annektierten Ost-Jerusalem keine alternativen Lehrveranstaltungen durchgeführt werden dürfen. Mehrere hundert palästinensische Studentinnen und Studenten hatten in einigen dieser Institutionen „illegale Kurse“ besucht, um so wenigstens an dem einen oder anderen Studienschwerpunkt weiterarbeiten zu können. Alle Hochschulen in der Westbank und dem Gaza-Streifen sind seit über anderthalb Jahren auf Anordnung der Besatzungsbehören geschlossen.

Die israelischen Sicherheitskräfte waren bereits vor einigen Monaten gegen die alternativen Studiengruppen vorgegangen und hatten einige ihrer Lehrer und Studenten festgenommen. Die Behörden hatten das Universitätspersonal darauf hingewiesen, daß alle Bildungseinrichtungen geschlossen blieben und alternative Kurse nicht erlaubt würden. Danach verlegten neue alternative Gruppen ihre Tätigkeit in Ostjerusalemer Privatschulen. Vergangene Woche nun wurden diese Schulen im arabischen Teil der Stadt von der israelischen Polizei durchsucht und die Leiter des Frere Colleges sowie der Almutran- und Mizamia-Schule verwarnt. Alle Bildungseinrichtungen in Ost-Jerusalem würden vollständig geschlossen, falls erneut mit „illegalen Untergrundvorlesungen“ für Studenten aus der Westbank begonnen werde.

Repression gegen palästinensische Identität

Die israelische Polizei geht davon aus, daß die „geheimen, illegalen akademischen Studienkreise“ in den Untergrund gegangen sind und sich jetzt an noch inbekannten wechselnden Orten treffen.

Jüngste Bemühungen der UN-Hilfsorganisation für Palästina -Flüchtlinge (UNRWA), für die Schüler ihrer ebenfalls geschlossenen Schulen in der Westbank alternativen Unterricht zu organisieren, wurden von den Behörden unterbunden. Palästinensische Lehrbeauftragte der Universitäten von Bir Zeit und Bethlehem sind davon überzeugt, daß die repressiven Maßnahmen gegen die palästinensische nationale Identität gerichtet sind. Israel wolle verhindern, daß qualifiziertes Personal für einen künftigen Staat ausgebildet würde. So werden derzeit rund 20.000 palästinensische Studenten und 2.500 Lehrkräfte daran gehindert, ihr Recht auf Ausbildung und Unterricht wahrzunehmen. Außerdem können rund 300.000 palästinensische Schüler der etwa 2.000 Schulen der Westbank ihrem Unterricht nicht länger folgen. Lediglich im Gaza-Streifen sind die Grundschulen geöffnet.

Solidarität der Schüler

In Israel lebende palästinensische Schüler sammeln unterdessen im Zuge einer Solidaritätsaktion regelmäßig Geld, um palästinensische Kinder in der Westbank oder im Gaza-Streifen zu unterstützen; Krankenschwestern, Ärzte, Lehrer und Rechtsanwälte unter der arabischen Minderheit in Israel stellen ihre speziellen Fähigkeiten der unter Besatzung lebenden Bevölkerung zur Verfügung. Die israelischen Behörden kritisieren diese Solidaritätsbemühungen vehement. Sie befürchten, daß sich die Intifada auch auf Israel ausdehnen könnte.

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