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Die Frustration der Nazis in Madrid

Trotz Verbots fand am Sonntag eine Hitler-Feier in Madrid statt / Ein Presse-Happening mit Hindernissen / Als Prominenz war der Autor der „Auschwitzlüge“ angereist  ■  Aus Madrid Antje Vogel

Es sollte etwas ganz Großes werden. An Nazis in der ganzen Welt waren Einladungen verschickt worden, und bereits Tage vor dem großen Ereignis klebte die Madrider Innenstadt voller Plakate, auf denen Hakenkreuze auf den Geburtstag hinwiesen. Doch als die Hitler-Feier am Freitag (ausgerechnet mittels frankistischer Gesetze) verboten wurde, sah sich die Veranstalterin CEDADE, der „Spanische Zirkel der Freunde Europas“, gezwungen, kleinere Brötchen zu backen. Viele der Eingeladenen sagten ab. „In diesem Land dürfen sich Schwule, Lesben und sogar Kommunisten versammeln, bloß wir Nazis nicht“, jammerte auf einer Pressekonferenz der 30jährige Chef der CEDADE, Pedro Varela, während die anwesenden Journalisten die Hitler-Bilder, den ausgelegten Mein Kampf sowie Materialien über die angebliche zionistische Weltverschwörung wie exotische Requisiten bewunderten, mit denen der Sitz der CEDADE ausgestattet ist. 300 schwarzgewandete Neo- und Altnazis fanden sich schließlich am Sonntag mittag vor den geschlossenen Toren eines Kinos ein, das als Ausweichort hätte dienen sollen. Als oberste Maxime galt, das Eingreifen der Polizei bei dieser ungenehmigten Veranstaltung zu vermeiden.

Thies Christophersen, der Autor des Buches Die Auschwitzlüge, war eigens hergekommen, um ein weiteres Mal die Existenz der Gaskammern in Auschwitz zu leugnen. „Sieg heil, Sieg heil“, brüllten die Zuschauer mit deutlichen Ausspracheschwierigkeiten und reckten die Arme zum Hitlergruß. Die Polizei ließ sich nicht blicken. „Das ist eine ganz kleine Randgruppe“, hatte der 2. Vorsitzende der rechtsradikalen „Frente Nacional“, Miguel Bernad, über die CEDADE gesagt. Die spanischen Medien waren derselben Meinung: Sie berichteten knapp, und das Fernsehen schwieg dazu gänzlich.

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