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Kandidatenliste der polnischen Opposition komplett

■ Der frühe Wahltermin versetzt die Opposition in hektische Betriebsamkeit / Walesa selbst kandidiert nicht für das neue polnische Parlament / Sein Engagement gelte nach wie vor der Gewerkschaftsarbeit / Unter Adam Michnik wird neue Tageszeitung erscheinen

Berlin (dpa/afp/taz) - Unter dem Vorsitz von Lech Walesa hat am Sonntag das Bürgerkomitee der Solidarnosc seine Kandidaten für die im Juni stattfindenden Wahlen gekürt. Dem Komitee gehören alle wichtigen Berater sowie die vor der Verhängung des Kriegsrechts gewählte Solidarnosc-Leitung an. Die Sonntag abend veröffentlichte Kandidatenliste umfaßt etwa 252 Kandidaten, die sich in den 49 Wojwodschaften zur Wahl stellen werden.

Nicht kandidieren wollen der Vorsitzende der Solidarnosc, Lech Walesa, der in Italien jüngst wie ein Staatsgast gefeiert wurde, und zwei seiner engsten Mitarbeiter, Zbigniew Bujak und Wladyslaw Frasyniuk. Sie möchten sich allein der Gewerkschaftsarbeit widmen. Walesa versicherte in diesem Zusammenhang, er lehne keine Verantwortung ab, doch müsse er „da bleiben, wo ich bin und woher ich kam“.

Streckenweise liest sich die Kandidatenliste wie ein „Who is who?“ der polnischen Opposition. Um die 100 Sitze des als zweite Kammer neu geschaffenen Senats und um die 161 Sitze im Sejm bewerben sich Solidarnosc-Größen wie Bronislaw Geremek, Janusz Onyszkiewskicz, Adam Michnik und Jazek Kuron. Es kandidieren aus diesem Spektrum jedoch auch andere oppositionelle Persönlichkeiten wie der Regisseur Andrezej Wajda, der Schauspieler Gustav Holoubek, der Schriftsteller Andrzej Szczypiorski und der Mitbegründer der katholischen Znak-Gruppe, Stanislaw Stomma.

Die Oppsition gerät damit in zunehmend hektische Wahlkampfaktivitäten. Der frühe Termin für die Wahlen, der am Runden Tisch ausgehandelt wurde, stellen ein Verhandlungserfolg der Regierung dar, die bei besserer Vorbereitung der Wahlen durch die Opposition sicher deutlich Federn lassen müßte. Binnen weniger Wochen gilt es, die für die Kandidaturen notwendigen Unterschriften in der Bevölkerung zu sammeln, den Wahlkampf vorzubereiten und rund 100.000 Menschen zusammenzubringen, die den Ablauf der Wahlen überwachen sollen.

Wie in vielen großen Städten findet die Solidarnosc in Danzig, wo sie ihren Hauptsitz haben wird, keine geeigneten Büroräume. Dagegen hat das als Wahlkampfzentrum agierende Bürgerkomitee der Solidarnosc am Wochenende seine neuen Räume im ehemaligen historischen Institut am Rande der Warschauer Innenstadt bezogen.

In Kürze soll eine von Adam Michnik geleitete Tageszeitung erscheinen. Die Wochenzeitung „Solidarnosc“ hat inzwischen zwar ihre Druckgenehmigung erhalten, kann jedoch aus technischen Gründen kaum vor Anfang Mai mit der ersten Ausgabe erscheinen. In Kürze sollen auch Wahl -Sondersendungen unter Beteiligung der Solidarnosc beginnen, bei denen es noch Streit um die Sendezeiten gibt.%%

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