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Verwechselt-betr.: Sonderseiten 1789, taz vom 22.4.89

betr.: Sonderseiten 1789,

taz vom 22.4.89

Da lese ich auf Seite XXII, „die multikulturelle Gesellschaft (sei) der Französischen Revolution nicht fremd“. Diese Erkenntnis kann ich nicht nachvollziehen. Genauso wie heute wurde auch zur Zeit der Französischen Revolution „Gleichheit“ mit „Gleichmachen“ verwechselt. Das zeigt sich am Beispiel der nationalen Minderheiten, die übrigens mit keinem Wort Erwähnung finden. Revolutionäre wie der von Euch erwähnte Abbe Gregoire, aber auch Condorcet und andere, forderten schon 1791, daß Minderheitensprachen wie Bretonisch, Baskisch, Okzitanisch, Korsisch, so schnell wie möglich und radikal zu verschwinden hätten. Für die Bretagne, das Beispiel, das ich am besten kenne, verdoppelte sich die Katastrophe nach der Revolution: zu der ökonomischen Unterdrückung kam die kulturelle hinzu. Bis in unsere Tage, trotz Mitterand, PS und alledem. Daß heute überhaupt noch jemand bretonisch spricht, kann als Wunder bezeichnet werden. Kämpfer der S.A.B. (stourm ar Brezhoneg/Kampf für das Bretonische), die nichts fordern außer Bretonisch als zweite Amtssprache in der Bretagne, werden gnadenlos von der Justiz verfolgt, zu horrenden Geldstrafen oder Gefängnis verurteilt. Das ist die Integration, von der Mauroy redet: Willkommen sind nur die, die im Namen der „egalite“ ihre Sprache und Kultur aufgeben. Wer dann zum Konterrevolutionär wird, hat mein volles Verständnis.

Holger Naujokat (Romanist und Keltologe), Saarbrücken

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