: Am Ende der Welt
Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch. So etwa könnte das letzte Kapitel über die Meuterei auf der Bounty beginnen. Denn es gibt sie noch, die Youngs, die Adams, die Christians, die McCoys und wie die Namen der Meuterer alle lauteten. Und alle leben auf Pitcairn, jenem winzigen, zuvor unbewohnten Eiland, das Fletcher Christian nach der Meuterei vor exakt 200 Jahren ansteuerte. Rund 50 Einwohner hat die Insel heute (vor dem Krieg noch 200), und bis auf vier, fünf Ausnahmen sind sie allesamt direkte Nachfahren der berühmten Outlaws.
Auf die zweieinhalb mal eineinhalb Kilometer „große“, recht unwirtliche Insel treffen heute noch alle Eigenschaften zu, die sie damals für Meuterer so attraktiv machte: Völlig unzugänglich und total abgelegen. 500 Kilometer entfernt ist die nächste Insel Mangareva. Damit ist Adamstown, Pitcairns „Hauptstadt“ und einzige Siedlung, diejenige Ortschaft auf dem Globus, die am weitesten von ihrer nächstgelegenen Siedlung entfernt ist.
Pitcairn ist fast völlig abgeschnitten von der übrigen Welt. Einen Flugplatz zu bauen verbietet sich auf dem Felsblock fast von selbst, aber es gibt auch keinen Hafen. Die vier oder fünf Frachtschiffe, die pro Jahr auf ihrer Route von Neuseeland zum Panamakanal einen kleinen Abstecher machen, um Güter oder gelegentliche Besucher abzusetzen, müssen weit draußen auf Reede halten und die „Langboote“ von der Insel herbeirufen - neben einer Yacht die einzigen Seefahrzeuge Pitcairns, deren „Heimathafen“ zwischen Steinbrocken inmitten der Brandung vor der Steilküste liegt. Etwas außerhalb dieser Bay verbrannten die Meuterer seinerzeit ihr Schiff.
Aber nicht nur technische Schwierigkeiten hindern am Besuch. Zwischen Antragstellung und Besuchserlaubnis durch den „Inselrat“ kann schon ein Jahr vergehen.
Einziges direktes Kommunikationsmittel der Pitcairner ist die Funkstation oben in den Bergen. Inselfunker vom Dienst ist Tom Christian, kein Geringerer als der Urururenkel vom Chefmeuterer Fletcher Christian. Er tritt unter anderem dann in Aktion, wenn die Krankenpflegerin den ärztlichen Rat vom fernen Neuseeland einholen muß.
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