: Ideen für Schöneberg
■ Wettbewerb des Vereins „Leben und Arbeiten in Schöneberg“ / Ökologische Produkte werden gefördert
„Das ganze ist ein großes Abenteuer“, gibt Rainer Milletat vom Verein „Leben und Arbeiten in Schöneberg e.V.“ zu. Etwas mulmig ist ihm schon zumute. Gemeinsam mit dem Werkstadtzentrum Schöneberg hat der Verein zum ersten Berliner Ideenwettbewerb aufgerufen. Teilnehmen dürfen alle, die in Schöneberg wohnen und/oder arbeiten. Gesucht werden Ideen für neue Produkte oder Dienstleistungen, die die Lebensqualität in Schöneberg verbessern und vielleicht sogar Arbeitsplätze schaffen können. „Die Leute im Stadtteil wissen am besten, was ihnen fehlt. Sie werden nur meist nicht gefragt“, erklärt Rainer Milletat. Mit dem Ideenwettbewerb solle kein neues „High-Tech-Super-Software -Programm“ gefördert werden, sondern eher Ideen, „die sonst nie eine Umsetzungschance hätten.“ Dabei geht es nicht um spleenige Ideen wie die Kaffeemaschine mit Musik oder Turnschuhe mit Sprungfedern, sondern um sozial- und ökologisch verträgliche Produkte. Wie etwa der Regenschirmhalter für Rollstühle, den ein Behindertenbetreuer bislang in seiner Freizeit auf eigene Initiative herstellt. Oder die mobile Rampe, die RollstuhlfahrerInnen selbst anlegen können. In dem Laden von „Leben und arbeiten in Schöneberg“ am Willmanndamm sind noch andere Beispiele für solche Entwicklungen von unten ausgestellt. Ein kombiniertes Fahrrad- und Luftpumpenschloß, das ein verärgerter Fahrradfahrer konstruierte. Oder ein Schubkarrenaufsatz (Patent angemeldet), der das Verrutschen sperriger Gegenstände beim Transport verhindert. Preise gibt es bei dem Ideenwettbewerb nicht zu gewinnen, nur die Unterstützung bei der Weiterentwicklung einzelner Ideen. Dabei soll die Entwicklungswerkstatt des Werkstadtzentrums Schöneberg helfen. 15 JungfacharbeiterInnen arbeiten im Rahmen von ABM-Maßnahmen in dieser Werkstatt. Eventuell könnten die Produkte dann von Schöneberger Handwerksbetrieben in Kleinserien gefertigt werden. Mit dem Ideenwettbewerb, der unter anderem von der DGB -Technologieberatung, der Kooperations- und Beratungsstelle „kubus“ an der Technischen Universität und dem Berufsfortbildungswerk des DGB unterstützt wird, soll langfristig, so führen die OrganisatorInnen aus, noch mehr in Gang gesetzt werden. Nach Londoner Vorbild träumt man von der Einrichtung eines „Erfinderzentrums“, in der bei direkter Bürgerbeteiligung sozial und ökologisch verträgliche Technik und Produkte entwickelt werden. Der Ideenwettbewerb läuft ab sofort bis zum 30.6.89. Nähere Informationen gibt es täglich von 10 bis 18 Uhr im Laden des Vereins „Leben und Arbeiten in Schöneberg“, Willmanndamm 7.
-guth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen