: Andere Barrikadenseite
■ Diskussion in Kreuzberg über 1.Mai-Randale ohne Aussicht auf Erfolg / Dialog kam nicht zustande
Das Interesse war groß, das Unterfangen aber dennoch auf Scheitern angelegt: Zur ersten öffentlichen Diskussion über die Krawalle am 1.Mai hatte die AL gestern am späten Nachmittag in die Kreuzberger Ölberg-Gemeinde eingeladen. Rund 200 Interessierte waren gekommen, darunter eine deutliche Mehrheit von KritikerInnen der letzten Randale. Eine Auseinandersetzung fand aber trotzdem nicht statt. Forderungen aus dem Publikum und von seiten des fünfköpfigen Podiums aus AL, SPD und DGB, die im Saal vertretenen Akteure des 1.Mai möchten doch bitteschön einmal erklären, was ihr Vorgehen mit „revolutionärer Politik“ zu tun habe, gingen meist im Gejohle unter. „Wir haben unsere Position am 1.Mai vertreten“, oder „Lies die Parolen auf unseren Transparenten, du Arsch!“ wurden die Aufforderungen kommentiert, eine Zukunft für den Bezirk zu entwerfen. Ein stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender auf dem Podium, der die Auseinandersetzungen des 1.Mai mit der „unpolitischen Gewalt im Liverpooler Fußballstadion“ vergleicht und ein DGB -Vorsitzender Pagels, der sich auf die Warnung beschränkt, die Krawalle führten nur zu einem Zulauf der Rechten, waren kaum auf einen Dialog mit den eigentlichen Ansprechpartnern angelegt. Und auch AL-Vertreter Bernd Köppl hatte es sich leicht gemacht, als er den Akteuren der Randale abverlangte, sie hätten angesichts eines rot-grünen Senats ihre einstmals wichtige positive Rolle des Widerstands aufzugeben und sich aktiver an der Regierungspolitik zu beteiligen - andernfalls stünden sie „objektiv auf der anderen Seite der Barrikade“. Die Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluß noch an, ausführlicher Bericht folgt morgen.
Ve.
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