: „Die Mitglieder nie ernst genommen“
Mitglieder des Forschungsinstituts für Friedenspolitik streiten mit ihrem Institutsleiter Alfred Mechtersheimer ■ Von Ursel Sieber
Berlin (taz) - Der Streit um die Zukunft des Forschungsinstituts für Friedenspolitik, das der grüne Abgeordnete Alfred Mechtersheimer leitet, ist noch nicht ausgestanden. Eine Arbeitsgruppe der Mitgliederversammlung hat den Abgeordneten aufgefordert, sich von dem Institut zu trennen. Andernfalls will die Arbeitsgruppe „Bemühungen unterstützen“, Mechtersheimer aus seinem Dienstverhältnis als Institutsleiter zu „suspendieren“.
Worum es bei dieser Auseinandersetzung geht, ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen, weil die Konflikte auch mit dem persönlichen Arbeitsstil von Mechtersheimer zusammenhängen. Sie begannen mit der Ankündigung Mechtersheimers zu Beginn des Jahres, das Institut zu schließen. Begründung: die Friedensbewegung müsse sich jetzt auf Aktionen konzentrieren. Die Mitglieder des Forschungsinstituts, die die Arbeit mit ihren Geldern mitfinanzieren, beschlossen jedoch mit großer Mehrheit, das Institut in jedem Falle zu erhalten, und setzten die oben genannte „Arbeitsgruppe Zukunft“ ein. Der Sprecher der Arbeitsgruppe, der Berliner Friedensforscher Ulrich Albrecht, hält Mechtersheimer vor, sich nicht an das Votum der Mitglieder zu halten: Mechtersheimer habe weiterhin zum Ausdruck gebracht, daß das Institut keine Zukunft mehr habe. Albrecht befürchtet, daß das Institut dadurch finanzielle Einbußen erleidet, ein Drittmittelprojekt der Volkswagenstiftung sei bereits abgewandert.
„Schwer getäuscht“ fühlen sich die Mitglieder wohl auch deshalb, weil sie von der Verbindung Mechtersheimers zu der lybischen „MAG-Stiftung“ aus der Zeitung erfahren haben. Diese Aktivitäten, so Albrecht, „schaden dem Institut“. Ein weiteres Ärgernis ist für die Arbeitsgruppe offenbar ein von Mechtersheimer gegründetes Tiefflug-Komitee. Politisch haben sie gegen das Komitee eigentlich nichts einzuwenden. Der Ärger komme deshalb hoch, weil der Eindruck entstanden sei, Mechterheimer wolle das Forschungsinstitut als Infrastruktur für das Tiefflug-Komitee nutzen. „Mechtersheimer ist jedoch nicht das Institut“, meint Albrecht, und die Mitgliederversammlung habe nun einmal anders entschieden. Hier macht sich Ärger über seine „dominante Persönlichkeit“ und seinen Umgang mit Mitarbeitern breit, der als „autoritär“ und „selbstherrlich“ beschrieben wird: Er habe die Mitglieder „nie besonders ernst genommen“. Mechtersheimer wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen und meinte nur, es sei unlauter, daß der Streit von einigen Mitgliedern vor einem internen Klärungsgespräch an die Öffentlichkeit getragen werde.
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